Gebrauchte Getränkekartons auf dem Weg in die Recyclinganlage. Foto: FKN
Benelux soll Getränkekartons recyceln
Getränkekartons bestehen aus wertvollen Rohstoffen, die recycelt werden können. Dass Getränkekartonrecycling technisch machbar ist, beweist seit letztem Jahr bereits eine Anlage in der Nähe von Köln. Jetzt prüfen zwei Getränkekartonhersteller gemeinsam die Umsetzbarkeit in den Benelux-Ländern.
Die beiden Big Player der Branche, Stora Enso und Tetra Pak, wollen das Recycling von Getränkekartons in den Benelux-Ländern ermöglichen und führen dazu gerade eine gemeinsame Machbarkeitsstudie am Standort von Stora Enso im belgischen Langerbrugge durch. In Belgien, Luxemburg und den Niederlanden werden jährlich etwa 75.000 Tonnen Getränkekartons in Verkehr gebracht, Tendenz steigend. Mehr als 70 Prozent davon sollen derzeit bereits gesammelt werden. Allerdings gibt es in den Benelux-Ländern noch keine Infrastruktur für das Recycling von Getränkekartons. Durch die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen soll nun ein komplettes Recyclingsystem für die Verbundkartons nicht nur für die Benelux-Ländern, sondern auch die umliegenden Regionen geschaffen werden.
Getränkekartons bestehen aus wertvollen Rohstoffen, die recycelt werden sollten. Foto: Stora Enso
Alle Rohstoffe zurückgewinnen
Im Rahmen des Recyclingprojektes ist geplant, dass Stora Enso die gesammelten Getränkekartons verarbeitet und die darin enthaltenen hochwertigen Fasern zurückgewinnt. Sie eignen sich als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Wellpappenrohpapieren aus Recyclingpapier. Die Verarbeitung der Fasern soll dann ebenfalls am Standort Langerbrugge erfolgen und die Nachfrage nach kreislauffähigen papierbasierten Verpackungslösungen bedienen. Tetra Pak sichert sich bei der geplanten Recyclinglösung die Polymer- und Aluminiummaterialien, die von einem Partner verarbeitet werden.
Kunststoff und Aluminium aus gebrauchten Getränkekartons. Foto: FKN
Das Recyclingprojekt steht im Zusammenhang mit einer weiteren kürzlich von Stora Enso angekündigten Machbarkeitsstudie zur möglichen Umwandlung einer der Papierlinien am Standort Langerbrugge in eine großvolumige Anlage für Wellpappenrohpapiere aus Recyclingpapier. Die Studie wird voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2023 abgeschlossen sein. Fällt dann eine Entscheidung für die Investition, soll die Recyclingkartonanlage im Jahr 2025 in Betrieb gehen. Für die gemeinsame Studie mit Tetra Pak gilt derselbe Zeitplan. Die geplante Anlage in Langerbrugge soll zunächst schätzungsweise 50.000 Tonnen Recyclingkarton pro Jahr produzieren; später könnte die Menge dann weiter gesteigert werden.
Erste Anlage in Deutschland schon in Betrieb
Getränkekartons zu recyceln, sei technisch nicht viel aufwendiger als das Recycling von Zeitungen oder Wellpappe, meint der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e.V. (FKN). Seine Mitgliedsunternehmen Elopak, SIG Combibloc und Tetra Pak haben seit 2017 rund acht Millionen Euro in den Bau einer eigenen Recyclinganlage investiert, die im Frühjahr 2021 ihren Betrieb in Hürth bei Köln aufgenommen hat. Damit ist es in Deutschland bereits erstmalig möglich, Kartonverpackungen vollständig zu recyceln und neben den Papierfasern auch die Kunststoff- und Aluminiumanteile wiederzuverwerten.
Wellpappenrohpapier, hergestellt aus den Fasern aus gebrauchten Getränkekartons. Foto: FKN