Interview mit Dr. Tim Wolf, CBDO Koch Pac-Systeme
Seit Oktober 2022 verstärkt Dr. Tim Wolf die Führungsspitze der Koch Pac-Systeme GmbH. Die Redaktion hatte die Gelegenheit, sich mit dem neuen Chief Business Development Officer (CBDO) über aktuelle Entwicklungen und die Highlights der Interpack zu unterhalten.
interpack NEWS: Herr Dr. Wolf, in der offiziellen Mission/Vision legt Koch-Pac Systeme viel Gewicht auf das Thema Nachhaltigkeit. Nun bieten Sie Verpackungslösungen für sehr verschiedene Güter an. Bei Produkten wie Rasierern sind nachhaltige Verpackungen vergleichsweise einfach umzusetzen, bei sensiblen Gütern wie solchen in der Healthcare Industrie/Medizintechnik mit ihrem kompromisslosen Anspruch an den Produktschutz verhält sich das ein wenig anders. Wie nachhaltig kann eine Healthcare-Produktverpackung eigentlich sein?
Dr. Tim Wolf: Die Beobachtung ist erst einmal richtig. Jede Weiterentwicklung muss die hohen Anforderungen erfüllen. Dazu zählen GMP-Anforderungen, Sterilbarrieresysteme und auch die zu validierenden Prozesse. Im Vergleich zu anderen Branchen schränkt dies die Geschwindigkeit und unter Umständen die generelle Umsetzbarkeit nachhaltiger Lösungen ein wenig ein. Dennoch gibt es mit unseren Maschinen, Technologien und unserer Expertise, die wir im Übrigen auch frühzeitig in die Verpackungsentwicklung einbringen, Ansätze, um umweltschonende Verpackungen und Verpackungsprozesse zu gestalten.
Das beginnt schon beim Materialeinsatz, wenn es um das Formen, Siegeln und Stanzen geht. Hier setzen wir sogenannte Smart forming Tech-nologien ein, um sehr präzise ausgeformte Blister herzustellen – und das gleichzeitig bei einem reduzierten Druckluftverbrauch. Ein weiteres Beispiel ist, dass wir die Siegelqualität sehr hochhalten und damit die Ausschussraten minimieren. Und es gibt intelligente Schnittverfahren, die dafür sorgen, dass wir deutliche Materialeinsparungen erreichen können und damit auch optimal das Maschinenformat ausnutzen können. Und wir leisten Beiträge zur Nachhaltigkeit, indem wir mit smarten Optimierungslösungen effiziente, energieschonende Verpackungsprozesse gestal-ten. Was uns differenziert, ist, dass wir nicht einfach nur ein Maschinenkonzept im Katalog vorstellen und anbieten, sondern partnerschaftlich bereits in frühen Projektphasen mit unseren Kunden in den Dialog treten. Denn so können wir zusammen mit unseren Kunden die meisten Synergien heben und damit die besten nachhaltigen Effekte erzielen.
interpack NEWS: Sind Ihre Kunden denn, wenn sie auf Sie zukommen, in aller Regel noch sonderlich offen, was den Einsatz von Packmittel und Technologie angeht, oder haben sie in aller Regel recht präzise Vorstellungen in Form von Lastenheften, was sie von Koch Pac geliefert haben möchten?
Wolf: Wie so oft im Leben: Es kommt drauf an. Es gibt Kunden, die mit sehr präzisen Erwartungen auf uns zukommen, und es gibt auch bran-chenspezifische Anforderungen, so wie wir das eingangs bereits angesprochen hatten, die schlicht und einfach gelten.
Mehrheitlich werden wir bei unseren Kunden sehr früh in deren Projektierung eingebunden und entwickeln die Spezifikationen gemeinsam. Gerade unsere integrative Kompetenz von Verpackungsentwicklung, Verpackungsmaterialkenntnis und der Erfahrung in den Verpackungstechnologien und -prozessen werden von unseren Kunden hochgeschätzt. Die Investition in automatisierte Verpackungslösungen ist am Ende des Tages ein Business Case für unsere Kunden, der sich rechnen muss. Und daher ist es umso wichtiger, die beste Lösung für die jeweilige Situation zu finden. Von einer hochindividuellen Sonderlösung bis zu Plattformen, Modulen, Baukästen ist alles möglich mit uns. Als Partner denken wir langfristig mit unseren Kunden. Und das muss sich über den Lebenzyklus der Maschine für unsere Kunden auszahlen.
interpack NEWS: Sie sprachen gerade von Lösungen, die perfekt auf die Situation passen. Jetzt ändern sich ja manchmal Situationen und plötzlich gilt es, flexibel reagieren zu können, beispielsweise was die eingesetzten Packmittel angeht. Welche Rolle spielt das Thema bei Ihren Kunden aktuell?
Wolf: Das ist aktuell in der Tat eine spannende Frage. Grundsätzlich gibt es hier verschiedene Möglichkeiten, die nötige Flexibilität zu ermöglichen. So bauen wir mittlerweile viele Lösungen, bei denen man mit verschiedenen Formaten arbeiten kann, manchmal sogar mit verschiedenen Formaten innerhalb von einem Formatsatz. Hier ist entscheidend, wie schnell Formatwechsel dann möglich sind, da Rüstzeiten keine Produktivzeiten sind. Unsere Kunden haben teils sehr unterschiedliche Strategien und damit Anforderungen. So gibt es Verpackungsprozesse, die eher auf Masse und Standards ausgelegt sind – entsprechend sind dann auch die Maschinenkonzepte dahingehend ausgelegt, und weniger auf Flexibilität. Und bei anderen steht im Vordergrund, schnell zwischen Formaten oder Packmitteln wechseln zu können, um kleinere Batches und hohe Flexibilität zu ermöglichen.
interpack NEWS: Nun ist der Hauptgrund unseres Gesprächs die Interpack. Wo auf dem Stand können wir eigentlich konkrete Lösungen sehen, die auf Ihre Mission/Vision einzahlen?
Wolf: Unser Leitbild spiegelt sich im gesamten Messestand wider. Vielleicht starten wir am besten mit dem Thema Innovation: Als Premiere zeigen wir eine Verpackungsmaschine des Typs KBS-PT mit der sogenannten Cycleform Technologie sowie einer alternativen Cyclepac Lösung. Bei Cycleform geht es darum, eine nachhaltige Verpackung auf Papierbasis zu formen, die anspruchsvolle Geometrien und abgerundete Formen zulässt. Die Technologie ist in Verbindung mit dem Material neu und wurde bereits in früheren Entwicklungsphasen mit dem deutschen Nach-haltigkeitspreis als auch dem deutschen Verpackungspreis ausgezeichnet.
Ergänzt wird dies mit dem zweiten Thema, Cyclepac. Hier geht es ebenfalls um papierbasierte, formschöne Verpackungslösungen. Diese feiern allerdings keine Premiere auf der Interpack, sondern sind bereits seit vielen Jahren am Markt etabliert – beispielsweise bei Verpackungen für Batterien oder auch Zahnbürsten. Auch präsentieren wir unser neues Packaging Competence Center – eine Experteneinheit, um gemeinsam innovative Verpackungslösungen zu entwickeln.
interpack NEWS: Ein weiteres großes Thema für Koch Pac auf der Messe ist die Digitalisierung. Welche Lösungen haben Sie hier im Gepäck? Und welchen konkreten Vorteil habe ich als Anwender eigentlich von einem digitalen Zwilling?
Wolf: Kurz gesagt können wir mit unseren sogenannten K-4.0-Lösungen den Verpackungsprozess entlang der Wertschöpfungskette effizienter, einfacher und letztendlich auch wirtschaftlicher gestalten. Konkret heißt das beispielsweise, dass wir ein sogenanntes Predictive Maintenance Pack im Angebot haben. Das ist ein digitales Ausstattungspaket, um, wie der Name schon sagt, Ausfälle von Maschinen möglichst zu vermeiden und die Ersatzteilbeschaffung entsprechend frühzeitig anzustoßen. Ein zweites Pack, das sogenannte OEE Pack, das wir auf der Messe zeigen, stellt die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden in den Vordergrund. Uns geht es nicht nur darum, eine Maschine zu verkaufen, sondern diese gemeinsam über die Jahre zu optimieren und somit – salopp gesagt – alles rauszuholen, was möglich ist. Es gibt dann auch ein Pack, das sich rein auf den Energieverbrauch der Anlage konzentriert – Energieeinsparungen bis zu 20 % sind hier durchaus erreichbar.
Das Thema digitaler Zwilling ist aus meiner Sicht eine Innovation, die noch ungeahnte Potenziale in sich trägt. Wir setzen heute die Möglichkei-ten bereits bei ausgewählten Projekten in allen Projektphasen ein: In der Maschinenentwicklung, für die Installations-, Qualifizierungs-, Validie-rungs- und Trainingsphase. Dadurch können wir die Durchlaufzeit der Projekte merklich verkürzen und die Qualität der Zusammenarbeit erhöhen. Und sollte man im Lauf der Zeit über einen Umbau einer Anlage nachdenken, können wir diesen am Schreibtisch simulieren, ohne die Maschine aus der Produktion zu nehmen.
Sie finden Koch-Pac in Halle 15, Stand C19.