Uhlmann Group: EU-Verpackungsverordnung beschleunigt Tempo der Transformation

„Es ist ein Marathon“, dessen ist sich Thomas Sievers sicher. Doch Zweifel, das Ziel Nachhaltigkeit zu erreichen, hat der Manager Future Business der Uhlmann Group nicht: „Lösungen für nachhaltiges Verpacken werden immer stärker nachgefragt“, sagt der 56jährige.

Der Elektrotechniker ist seit 19 Jahren im Unternehmen tätig. Er kennt den Betrieb, die Produktion, die hohen Anforderungen an Verpackungen speziell für die pharmazeutische Industrie. Zu den Kunden der Uhlmann Group zählen unter anderem Bayer, Novartis, Pfizer und AstraZeneca. Doch Thomas Sievers ist niemand, der mit Berater-Buzz-Words um sich wirft. Im Gegenteil: Wie ein Langstreckenläufer verfolgt er beharrlich sein Ziel.

So wie beim Thema Nachhaltigkeit, das mit der neuen Verpackungsverordnung und der Berichtspflicht zusätzlich an Relevanz gewinnt. Längst laufen in der Verpackungsbranche die Vorbereitungen für die EU-Verpackungsverordnung PPWR, die 2025 in Kraft treten soll. Die finale Zustimmung zum beschlossenen Entwurf durch Parlament und Rat der Europäischen Union steht zwar noch aus. Doch sie gilt als sicher: „Die Transparenz von ökologischem Fußabdruck und Lieferkette wird mittelfristig die gleiche Bedeutung haben wie das Finanzcontrolling, zumindest in den Großbetrieben, die der CSRD-Berichtspflicht unterliegen“, erwartet Sievers. Dazu zählen in der EU rund 50.000 Unternehmen, allein in Deutschland, so rechnen Experten, sind es 15.000 Betriebe. Damit beschleunige sich das Tempo der Transformation zunehmend.

Nachhaltigkeit ist ein USP der Uhlmann Group, speziell im Markt für pharmazeutische Verpackungen. Hier gilt das Unternehmen aus Oberschwaben als Technologieführer. Inmitten der Region zwischen Frankfurt, Stuttgart und München. Das „Packaging Valley Germany“ zählt weltweit zu den innovativsten und leistungsstärksten Clustern der Verpackungsbranche.  

Fast jede dritte Maschine, die weltweit im Verpackungsbereich in Betrieb ist, kommt aus Deutschland. Mehr als 16,5 Mrd. Euro setzte die Branche im vergangenen Geschäftsjahr um - ein Plus von fünf Prozent und ein Spitzenwert; erstmals wurde die 16-Mrd.-Grenze übertroffen, berichtet Beatrix Fraese, die Konjunkturexpertin im VDMA Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen: „Der deutsche Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinenbau ist mit einem Exportumsatz von 86 Prozent überdurchschnittlich stark in den Auslandsmärkten aktiv. Im vergangenen Jahr wurden 53 Prozent in Länder außerhalb Europas geliefert, mit den Schwerpunkten Asien und Nordamerika. Dabei profitieren wir einerseits von den anhaltend hohen Investitionen in automatisierte, effiziente und nachhaltige Produktions- und Verpackungstechnologien in den Industrieländern und andererseits von der Wachstumsdynamik in den bevölkerungsreichen Ländern.“

Damit das so bleibt, wird investiert: Rund sieben Prozent des Gesamtumsatzes von zuletzt 460 Mio. Euro investiert die Uhlmann Group in Forschung und Entwicklung; ein großer Teil davon fließt in die Entwicklung von Maschinen, die nachhaltige Produktionsprozesse anbieten. Seitdem sind Messgrößen wie der Carbon Foot Print, das Energy Monitoring und die Validierung neuer Materialien die Einheiten, in denen Thomas Sievers und seine insgesamt 2.600 Kolleginnen und Kollegen rechnen.

Das Ergebnis sind Verpackungsmaschinen wie das PTC 200 oder die Blisterlinie BEC 400. Beide sind Flaggschiffe der neuen nachhaltigen Verpackungs-Generation: deutlich energieeffizienter, flexibel bei der Materialverarbeitung, valide in der Leistung. „Auf der BEC 400 können recyclebare Monomaterialien und Folien aus nachwachsenden Rohstoffen verarbeitet werden. Das wirkt sich positiv auf die Öko-Bilanz und die Recyclingbarkeit der produzierten Blister aus. Die auf der kompakten Linie hergestellten Verkaufseinheiten erfüllen alle aktuellen Anforderungen an die Verpackung von Solida Medikamenten“, so Sievers. Mit solchen Entwicklungen könne Deutschland seine Pole-Position als Innovationstandort stärken, auch im Hinblick auf den dynamisch wachsenden Markt für Nahrungsmittel- und Pharma-Verpackungen.

Das unterstreicht VDMA-Konjunkturexpertin Beatrix Fraese für die gesamte Branche: „Wir sehen weiterhin ein Wachstum für unsere Branche, denn die globale Nachfrage nach sicheren und leistungsstarken Maschinen ist weiterhin immens.“ Stärkste Investitionstreiber seien Hygiene und Lebensmittelsicherheit, Automatisierung und Effizienzsteigerungen, Ressourcenschonung sowie Nachhaltigkeit in der Produktion und im Verpackungsprozess.

Eine Dynamik, auf die sich die Laupheimer frühzeitig ausgerichtet haben. Zur Unternehmensgruppe gehören neben dem 1948 gegründeten Stammhaus Uhlmann Pac-Systeme auch KOCH Pac-Systeme im Nordschwarzwald, die niederländische Cremer Speciaalmachines, Axito in Polen und Wonder Packing Machinery in China. Insgesamt ist das Unternehmen weltweit an 20 Standorten in 14 Ländern vertreten.

Was alle Unternehmen der Uhlmann Group verbindet, bringt Sievers auf den Punkt: „Mit unseren innovativen Verpackungslösungen sichern wir die weltweite Verfügbarkeit sensibler Produkte, von Pharma und Lebensmitteln über Gesundheit und Konsumgüter bis hin zu Agrikultur. Für eine bessere Lebensqualität über Generationen."

Mit sichtbarem Erfolg, wie er stolz sagt. Für die Cycleform wurde KOCH Pac-Systeme mit dem deutschen Verpackungspreis 2021 ausgezeichnet. Und auch für die komplett aus Fasermaterial biologischen Ursprungs bestehende Verpackung gab es eine Auszeichnung als Finalist für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Das motiviert für den nächsten möglichen Anstieg beim Marathon.