Die Trends bei der Tube

10.03.2022 - Mehr als 150 Jahre hat die Tube mittlerweile auf dem Buckel: 1841 erhielt der US-Amerikaner John Goffe Rand das Patent auf den Behälter, der damals noch aus Zinn hergestellt wurde. Auf den ersten Blick hat sich am grundlegenden Konzept in der Zwischenzeit nur wenig geändert. Doch auf dem Tubenmarkt heutzutage gehen Entwicklungen vor, die man im Auge behalten sollte.

Wie in vielen anderen Bereichen der Verpackungsindustrie zeigt sich nämlich auch bei den Tuben ein Drift hin zur Papierverpackung. Bei einer Verpackung, die vor allem im Pharma- und Kosmetikbereich Anwendung findet, ist die Umstellung auf vollständig oder teilweise papierbasierte Lösungen erwartungsgemäß kein Selbstläufer.

Eine Möglichkeit, wie man faserbasierte Stoffe in die Herstellung integrieren könnte, stellt eine Tube des Schweizer Herstellers Permapack dar, die dieser für die Kosmetikmarke Kneipp entworfen hat. Der Behälter besteht zu 71 Prozent aus Papier und Zellulose. Der Kunststoffanteil begrenzt sich auf die Barriereschicht aus Ethylen-Vinylalkohol (EVOH), das auch in Getränkekartons zum Einsatz kommt, sowie den Tubendeckel, der aus Polypropylen (PP) oder Hart-Polyethylen (HDPE) besteht.

Das überzeugte im Oktober 2021 auch die Jury der European Tube Manufacturers Association (etma), sodass die Schweizer in der Kategorie „Sustainability“ als Tube des Jahres ausgezeichnet wurden. Diese Auszeichnung teilten sie sich mit dem französischen Unternehmen Albéa, das mit der Tube Vichy Capital Soleil ebenfalls eine papierbasierte Tube für Kosmetikanwendungen ins Rennen schickte.

Neben dem Umstieg auf nachwachsende Materialien zeigte sich bei den Preisträgern auch ein starker Trend hin zur Nutzung recycelter Rohstoffe. So etwa beim Preisträger in der Kategorie „Aluminium“: Hier setzte sich der österreichische Produzent Tubex Wolfsberg mit der 5-Milliliter-Mustertube „Monotube“ durch, die zu 100 Prozent aus recyceltem Aluminium hergestellt wurde, davon ganze 95 Prozent aus Post-Consumer-Rezyklat (PCR) und die restlichen fünf Prozent aus Post-Industrial-Rezyklat (PIR).

Die Tube selbst ist ebenfalls vollständig recycelbar. Denn sogar der sonst üblicherweise aus Kunststoff produzierte Verschluss wurde durch eine Aluminiumlösung ersetzt, bei der die Öffnung zunächst durch Abbrechen eines Aluminumstiftes zugänglich gemacht wird und nach Gebrauch durch ebendiesen Stift wieder verschlossen werden kann. Mit dieser Lösung konnte Tubex Wolfsberg auch bei den diesjährigen WorldStar Awards überzeugen: Mit der Monotube ergatterten die Österreicher eine der begehrten Auszeichnungen.

Ein dritter Trend zeigte sich bei den etma-Awards in Form des Prototypen-Preisträgers Hoffmann Neopac. Das Schweizer Unternehmen hat eine Monomaterial-Barrieretube aus HDPE entwickelt, die mit einer für den Pharmaeinsatz geeigneten Kontaktschicht versehen ist. Durch den lediglich zwei Prozent betragenden Anteil an Nicht-HDPE-Materialien kann die Tube, wenn sie mit ebenfalls aus HDPE gefertigten Dreh- und Scharnierverschlüssen kombiniert wird, gemeinsam mit starren Polyethylen-Verpackungen (PE) recycelt werden.

Zudem werde nach Unternehmensangaben im Vergleich zum Standardsortiment bei der Herstellung bis zu 35 Prozent weniger Kunststoff im Tubenrumpf verwendet, was am Ende der Lebensdauer zu einem um bis zu 47 Prozent reduzierten CO2-Ausstoß führe. Neben dem etma-Award erhielt Hoffmann Neopac für das Produkt den Pharma Pack Award 2021 sowie unter anderem das RecyClass-Zertifikat der EU und die Anerkennung durch die US-amerikanische Association of Plastic Recyclers (APR).

Monomaterialtuben haben es schon seit längerem in die Supermärkte und Drogerien geschafft. Erst im August 2021 stellt die deutsche Drogeriekette dm die Verpackungen ihrer Hausmarken-Zahnpasta „Dontodent“ auf PE um – und zwar sowohl bei Rumpf, als auch bei Deckel und dem Siegel auf der Öffnung, das bisher aus Aluminium gefertigt wurde. Auch bei Procter & Gamble war man bereits Anfang 2021 bei Zahnpastatuben auf eine Monomateriallösung aus HDPE umgestiegen.

Es zeigt sich: Die Tube ist im Umbruch. Ganz unerwähnt sollte aber nicht bleiben, dass auch der europäische Tubenmarkt von Schwankungen bei Rohstoff- und Energiepreisen betroffen ist. „Insbesondere die Preise für Energie, Lkw- und Containerfrachten sind in den letzten Monaten förmlich explodiert und bereiten der Branche große Sorgen. Nur durch eine weitsichtige Lagerhaltungs- und Produktionsplanung der Tubenhersteller konnten die Versorgungssicherheit in der Lieferkette aufrechterhalten und out-of-stock Situationen bei Kunden und Einzelhändlern vermieden werden“, so etma-Präsident Mark Aegler im Februar 2022.

Insgesamt zeigte sich der europäische Tubenmarkt in einem turbulenten Jahr dennoch stabil. Nach einer Meldung der etma gingen die Lieferungen in die pharmazeutische Industrie und in Märkte für Haushaltsprodukte zwar um sechs, beziehungsweise acht Prozent zurück, was nicht zuletzt auf eine pandemiebedingt reduzierte Anzahl an Arztbesuchen zurückzuführen sei. Im Ausgleich konnten dafür die Ablieferungen in den Kosmetikmarkt und den Lebensmittelsektor um jeweils rund vier Prozent zulegen – auch dies eine Folge der Pandemie, da Verbraucherinnen und Verbraucher tendenziell mehr Lebensmittel in den eigenen vier Wänden zubereiteten. Insgesamt steigerten sich die Ablieferungen um knapp ein Prozent und beliefen sich somit auf ein Gesamtvolumen von gut 11,6 Milliarden Einheiten.