Das Gute aus der Flasche

Wer seine PET-Flaschen zum Getränke- oder Supermarkt zurückbringt, weiß mittlerweile, dass daraus neue Flaschen entstehen. Die meisten aber wissen nicht, wie aufwändig ein solcher Recyclingprozess abläuft, und was sonst noch so aus dem neu gewonnenen Material mit dem Namen rPET gemacht werden kann.

Als „unkaputtbar“ bezeichnete Coca-Cola seine neue Flasche aus Kunststoff, als die PET-Flasche 1978 in den USA zum ersten Mal als 2-Liter-Flasche auf den Markt kam. Sie sei der Glasflasche in Stabilität und Qualität ebenbürtig. Zudem noch ist sie um ein vielfaches leichter. Seit nunmehr 76 Jahren ist das von John Rex Whinfield und J. T. Dickson 1941 erfundene Material Polyethylenterephthalat – bekannt unter dem Namen PET – aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und hat vor allem die Getränke- und Textilindustrie revolutioniert.

Bruchsicher - leicht – zu 100 Prozent recycelbar: ideale Voraussetzung für Verpackungen. Dass aus den durchsichtigen Flaschen für Wasser oder Softdrinks neue Flaschen entstehen können, ist hinlänglich bekannt. Doch, dass der warme Skianzug, die Füllung von Kindchens Lieblingsteddy oder der Stuhl, auf dem man sitzt, aus denselben Flaschen hergestellt wird, wissen nur Wenige.

Bottle-to-Bottle-Recycling lautet der Fachbegriff für die Gewinnung von neuen Flaschen aus dem Rohstoff rPET, also recyceltem PET. Dafür werden spezielle Recyclinganlagen benötigt, wie beispielsweise die MetaPure Bottle-to-Bottle-Recyclinganlage des Maschinen- und Anlagenbauers Krones. Im Verarbeitungsprozess werden alte Flaschen zunächst nach Farben sortiert, gereinigt, geschmolzen und dann zu kleinen Flakes verarbeitet. Wenn aus ihnen keine neuen Flaschen produziert werden, kommen die bunten Flakes zum Beispiel als Füllstoff für Kuscheltiere oder auch für Folien zum Einsatz. Aus den weißen Flakes können wiederum Textilfasern entstehen für T-Shirts, Fleecepullover oder aber Gewebesäcke für technische Anwendungen – wie etwa Teppichgrundgewebe oder Geo- und Agrotextilien für den Bau- oder Agrarbereich. Die ansonsten in der Industrie aus Polypropylen oder Polyethylen gefertigten Säcke werden beim österreichischen Maschinenbauer Starlinger bereits seit 2013 aus PET-Bändchengewebe von PET-Neuware und recycelten PET-Pellets hergestellt. Erstmalig entstehen nun rPET-Bändchen direkt aus PET-Flaschenmahlgut. So können Produzenten von gewebten Verpackungen nunmehr mit einem geschlossenen Produktionskreislauf arbeiten.

Doch in dem Rohstoff  PET stecken noch zahlreiche ungeahnte Möglichkeiten. So, gestaltete zum Beispiel der spanische Künstler Alvaro Catalán de Ocón aus PET Flaschen Designerlampen. Aus einem ursprünglichen Umweltprojekt, das die Vorteile von der Wiederverwertung von Kunststoffen in den Fokus stellte, wurde im Laufe der letzten fünf Jahre ein kulturelles und anthroposophisches Projekt, dass den Menschen vor Ort – ob in Kolumbien, Chile oder Äthiopien beibringt, wie aus Kunststoffen, wertvolle nachhaltige Produkte entstehen können.

Zu 60 Prozent aus PET-Rezyklat besteht der 111 Navy Chair und pro Stuhl werden genau 111 Coca-Cola PET-Flaschen verarbeitet. Der ursprünglich aus Aluminium produzierte und auf US-Navy-Schiffen eingesetzte Stuhl zählt mittlerweile zu den Designklassikern unserer Epoche. Gemeinsam mit Coca-Cola hat der Hersteller „Emeco“ das Projekt „111 Navy Chair with Coca-Cola“ aufgesetzt. Ziel ist die sinnvolle Wiederverwertung von Kunststoffflaschen und die Eindämmung von unsachgemäßer Entsorgung der Flaschen. Auf der Unternehmenswebsite kann abgelesen werden, wie viele Flaschen bereits zu Stühlen verwandelt wurden: Aktuell sind es schon über 24.152.600 Stück – sekündlich kommt eine Flasche hinzu.