Wie Etiketten recyclingfähiger werden

Eine Welt ohne Etiketten? Unvorstellbar. Mit einer unendlichen Vielzahl an Materialien, Formen und Funktionen sorgen sie dafür, dass uns ein Produkt im Regal auffällt, sie übermitteln Informationen, geben Sicherheit und machen Waren rückverfolgbar. Mit dem Ausbau der Kreislaufwirtschaft wird auch das Thema Recyclingfähigkeit wichtiger.

In der Regel bestehen Etiketten aus drei Grundelementen: dem Obermaterial, der Klebstoffschicht und dem Trägermaterial. Das Obermaterial umweltfreundlicher Etiketten besteht schon heute aus Biokunststoff, Hanf- oder Graspapier oder auch aus Steinfolie, für die das Pulver gemahlener Steine mit recyceltem Polyethylen gebunden wird. Eine ebenso große Vielfalt gibt es bei den Klebstoffen, die das Obermaterial mit der Trägerschicht verbinden. Wasserbasiert und abwaschbar, biobasiert, kompostierbar oder migrationsarm – die Auswahl ist groß. Das Trägermaterial wiederum sorgt von der Herstellung bis zur Verarbeitung beim Kunden für den Schutz der Etiketten und besteht meist aus Kunststofffolie oder silikonbeschichtetem Papier.

Für ein neues Etiketten-Haftmaterial - den bereits fertig beschichteten Verbund aus den verschiedenen Komponenten - hat Herma kürzlich alle drei Hauptkomponenten nach dem kleinstmöglichen Ressourcenverbrauch ausgewählt: Das PE Etikettenmaterial besteht komplett aus Post-Consumer-Rezyklat, der Haftkleber hinterlässt keinen CO₂-Fußabdruck, das nachhaltige Unterlagenpapier wurde neu entwickelt.

Als Etikettenmaterial kommt Herma rPE PCR weiß zum Einsatz. Für die Produktion dieser weißen PE-Folie werden ausschließlich Kunststoffe aus Post-Consumer-Recycling (PCR) verwendet – ohne Zusatz von Neugranulat. Optisch erkennbar ist die Herkunft des Etikettenmaterials anhand der sogenannten Stippen. Damit ist der neue Haftverbund ideal geeignet für Etiketten, die das Recyclingdesign unterstreichen wollen und bevorzugt auf PE-Oberflächen zum Einsatz kommen.

Der neue Haftkleber 72F wurde eigens für dieses Haftmaterial gemeinsam von Herma und BASF entwickelt. Er erzeugt von seiner Wiege bis zum Werkstor von BASF keinen CO₂-Fußabdruck (Zero PCF). Die zu seiner Herstellung benötigten Grundstoffe basieren entsprechend dem sogenannten Biomassenbilanz-Ansatz zum Teil auf Biomasse aus organischen Abfällen statt auf fossilen Rohstoffen. Die entsprechenden Pflanzen haben während ihrer Wachstumsphase der Atmosphäre klimaschädliches CO₂ entzogen. Die TÜV Rheinland Energy GmbH hat als unabhängige Zertifizierungsstelle die PCF-Berechnung für den verwendeten Haftkleber bestätigt. Laut Herma bietet der Haftkleber Umweltvorteile, ohne dass Etikettendrucker und -verwender dafür Qualitätseinbußen in Kauf nehmen müssen.

Auch das neuartige Trägermaterial aus Papier, das weltweit erstmalig zum Einsatz kommt, soll zum kleinstmöglichen Ressourcenverbrauch beitragen. Einzelheiten unterliegen derzeit allerdings noch der Geheimhaltung, teilte das Unternehmen mit.

Folienetiketten, die nicht ordnungsgemäß von den etikettierten Artikeln getrennt werden können, beeinträchtigen den Recyclingprozess teils erheblich. Abwaschbare Klebstoffe sind hier eine Möglichkeit, um eine saubere Trennung der Etiketten und somit einen hochwertigen Recycling-Output zu erhalten. So kombiniert etwa der neue Wash-Off-Etikettenklebstoff des Chemieunternehmens Dow recyclinggerechtes Design mit guter Klebeleistung. Der Haftklebstoff vom Typ Invisum 7007 erfüllt laut der Association of Plastic Recyclers (APR) das Critical Guidance Protocol für das Recycling von klaren PET-Artikeln mit Folienetiketten und Verschlüssen.

Spezialetikettenanbieter CCL Label stellte auf der letzten interpack Etikettenlösungen vor, die das Recycling der Primärverpackung vereinfachen sollen.Die “Sustainable Label Family” umfasst Etiketten und Sleeves, die für ein besseres Recycling von PET- Flaschen, Mehrweg-Glasflaschen und anderen Verpackungsarten wie HDPE- und PP-Behältern entwickelt wurden. Die verschiedenen Etiketten verfügen über integrierte Funktionen, die die Sortier- und Recyclingphasen unterstützen, indem sie sich leicht ablösen, schwimmen oder schrumpfen.

Premiere hatte auf der Messe auch der derzeit dünnste auf dem Markt erhältliche Stretch-Sleeve mit einer Stärke von nur 30 Mikron. Er wurde speziell für 1-Liter-PET- Mehrwegflaschen entwickelt, die typischerweise auf dem deutschen Mineralwassermarkt verwendet werden. Da das Material sehr dünn ist und zur Herstellung weniger Rohmaterial benötigt wird, fällt der CO₂-Fußabdruck entsprechend geringer aus. Der Sleeve kann ohne den Einsatz von Wärme oder Energie auf den Behälter aufgebracht werden, denn er verbindet sich mit dem Behälter durch seine eigene Elastizität.

Auch Avery Dennison reagiert auf die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Kennzeichnungs- und Verpackungslösungen mit neuen Premiumetikettenpapiere aus recycelten und alternativen Fasern. Das Sortiment besteht aus drei neuen Papieren, die zu 100 Prozent aus recycelten Fasern hergestellt werden und einem Papier aus schnellwachsende Hanffasern. Letzteres bietet eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Papieren auf Zellstoffbasis und besteht zu 50 Prozent aus Hanffasern, die regional aus Frankreich und Deutschland bezogen werden und bis zu sieben Mal pro Jahr geerntet werden können. Durch seine hohe Grammatur ist es ideal für Etiketten mit geprägten oder ungeprägten Details. Die Etikettenpapiere sind für das Premium-Verpackungssegment bestimmt, darunter Wein und Spirituosen, handwerklich hergestellte Getränke, Gourmet-Lebensmittel, Kosmetik und Düfte.

Schließlich hat Sappi zwei neue CCK-Papiere auf den Markt gebracht, die als Trägermaterial unter anderem für Selbstklebeetiketten verwendet werden. Sie versprechen im Vergleich zu den üblicherweise verwendeten PCK-basierten (Polyethylene Coated Kraft) Papieren eine deutlich verbesserte CO₂-Bilanz durch den Wegfall der sonst üblichen Kunststoffbeschichtung, eine höhere Wiederverwertbarkeit sowie erhebliche Kosteneinsparungen.