Verpackungen haben ein Imageproblem – oder besser: hatten eines. Denn immer mehr Verbraucher erkennen inzwischen, dass nicht die Verpackung per se das Problem ist. „Verpackungen allgemein werden nicht mehr ausschließlich als die Wurzel allen Übels gesehen. Stattdessen wird die Lebensmittelverschwendung als wirkliches Problem realisiert“, sagt Guido Aufdemkamp, Geschäftsführer von Flexible Packaging Europe (FPE). Eine Entwicklung, die auch auf die Aufklärungsarbeit von Initiativen wie SAVE FOOD zurückzuführen sei. In diesem Umdenken sieht Aufdemkamp einen Paradigmenwechsel: „Flexible Verpackungen sind wahre Champions der Ressourceneffizienz. Sie nutzen nur so viel Material wie nötig – und schützen das Produkt effektiv.“ Gerade in Zeiten steigender Rohstoffpreise sei das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. 

Marktstudie von Censuswide: Verbraucher schätzen Leichtigkeit 

Eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Censuswide unter Verbrauchern in sechs europäischen Ländern zeigt: Flexible Verpackungen stehen bei Konsumenten hoch im Kurs – teilweise überraschend hoch, selbst im Vergleich zu klassischen, starren Verpackungen. Warum? „Möglicherweise sind die Verbraucher – bewusst oder unbewusst - doch mehr von den Vorzügen flexibler Verpackungen überzeugt, als die Industrie denkt. Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass viele Konsumenten gerade das geringe Gewicht von flexiblen Verpackungen beim Einkaufen zu schätzen wissen“, erklärt Aufdemkamp. 

Verpackungspräferenzen sind laut Censuswide-Daten zudem stark generations- und produktabhängig. Wer etwa mit Schokolade in glänzender Alufolie aufgewachsen ist, verbindet damit oft ein Gefühl von Qualität. Hier schlägt die emotionale Kraft von Gewohnheiten durch: „Haben Verbraucher in ihrer Kindheit zum Beispiel Schokolade in Aluminiumfolie eingewickelt als hochwertiges Produkt kennengelernt, besteht auch später wahrscheinlich eine Präferenz für diese Art der Verpackung.“

Preiswahrnehmung, Portionsgrößen und Verpackungsstrategie 

Steigende Preise, etwa bei Kakao oder Butter, verändern das Konsumverhalten laut Marktforschern – wenn auch unterschiedlich stark. Während Schokoladenkäufe schneller überdacht werden, bleibt Butter trotz Preisanstieg konstant gefragt. Die Verpackung spielt hier oft nur eine Nebenrolle, beeinflusst aber über Aspekte wie Convenience und Portionsgröße dennoch die Kaufentscheidung. 

Gerade bei Käse zeigt sich, wie stark Convenience-Lösungen die Nachfrage prägen: wiederverschließbare Verpackungen, einfache Portionierung – das kommt an. Jedoch werden auch kulturelle Unterschiede deutlich. Während deutsche und polnische Verbraucher lieber Scheiben kaufen, greifen Verbraucher in Frankreich oder Italien eher zum ganzen Stück, weiß Aufdemkamp. 

Markttrends: Kaffeekultur als Chance 

Guido Aufdemkamp,  Executive Director von Flexible Packaging Europe.

Guido Aufdemkamp ist Executive Director von Flexible Packaging Europe.  
Bild: FPE

Ein weiteres Beispiel für kulturell geprägtes Konsumverhalten ist der Kaffeekonsum. Trotz aller Globalisierung bleibt die Art der Zubereitung erstaunlich vielfältig – von der Espressokanne bis zum Vollautomaten. Flexibilität ist daher auch bei der Verpackung gefragt. Flexible Lösungen, ob Beutel oder Kapseln, passen sich den Bedürfnissen der Hersteller und Verbraucher an – und zeigen, wie wandelbar Verpackung sein kann. 

Flexible Verpackungen: Besser als ihr Ruf? 

 Spannend: Verbraucher bewerten flexible Verpackungen häufig positiver als die Industrie selbst. Aufdemkamp sieht darin auch eine Reaktion auf den öffentlichen Druck. „Vielleicht sollten wir als Branche wieder mehr Mut zeigen und die Vorteile unserer Produkte selbstbewusster kommunizieren.“ Kooperationen wie jene großer Markenartikler im Rahmen der PPWR-Gesetzgebung hätten gezeigt, wie effektiv gemeinsames Auftreten sein kann. 

Verpackung braucht keine Liebe – aber Akzeptanz 

Zum Abschluss hat Guido Aufdemkamp eine klare Botschaft an die Branche: „Verpackungen werden meist nur wahrgenommen, wenn sie Probleme bei der Nutzung machen oder spätestens bei der Entsorgung, sodass wahrscheinlich niemals eine wirkliche Liebe entstehen wird – höchstens eine gewisse Toleranz und Akzeptanz.“ Die Industrie solle selbstbewusst die Vorteile von Verpackungen darstellen und offen mit den Problemen umgehen. Aufdemkamps Appell an die Verpackungsbranche: „Auf gar keinen Fall stehenbleiben, sondern intensiv weiterentwickeln, um Verpackungen in allen Feldern zu verbessern und zu optimieren. Allein die Sprünge der letzten Jahre im Bereich der Materialeinsparung pro Verpackung sind sehr beachtlich und ein weiteres, positives Signal an die Verbraucher.“ 