Rund um das Thema Verpackung müsse sich noch viel ändern, meint die Wirtschaftsingenieurin. „Leider gibt es immer noch diese gegenpolige Positionierung, über die wir ja eigentlich schon längst hinaus sein sollten. Zu oft hört man noch, dass Papier besser ist als Kunststoff, Glas nachhaltiger als Metall. Diese Aussagen nerven einfach. Wir sollten lieber fragen, was jedes einzelne Material leistet und wo es optimal eingesetzt werden kann. Und wie es am Ende ideal in die Kreislaufwirtschaft passt. Es gibt viele Falschinformationen und leider wird noch immer viel zu wenig auf die Wissenschaft gehört.“
Gemeinsam mit dem rheingold Institut und den Marken- und Designexperten von Red Rabbit hat Tilisco kürzlich für vier Markenhersteller eine Studie durchgeführt, wie nachhaltige Verpackungen intuitiv verstanden werden können und das Produkt sogar erfolgreicher verkaufen. „Eines der wichtigsten Ergebnisse der Befragung war, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher es möglichst einfach haben wollen. Verpackungen sollen klar und einfach zu ihnen sprechen. Das gilt auch für alle Informationen rund um das richtige Entsorgen“, erläutert Sonja Bähr. „Ich erinnere mich noch, als der Grüne Punkt an den Start ging und sich alle begeistert an der Mülltrennung beteiligt haben. Davon sind wir heute weit entfernt, weil die Menschen sich nicht mehr die Mühe machen wollen. Axel Subklew von der Initiative „Mülltrennung wirkt“ leistet hier wirklich unermüdliche Überzeugungsarbeit. Es braucht aber noch viel mehr Kampagnen, in denen die Vorteile für jedes Verpackungsmaterial aufgezeigt werden - einfach, kurz, faktenbasiert und gegen die vielen Mythen rund um Entsorgung und Recycling, die sich ja leider hartnäckig halten. Um all das kommen wir nicht herum und wir müssen uns bald auf den Weg machen.“
Sonja Bähr möchte auch dafür sensibilisieren, Dinge zu hinterfragen und Aussagen nicht einfach hinzunehmen. „Wer sagt etwas, aus welchem Grund, was steckt dahinter und wem nützt es - so sollte die Fragestellung lauten. Viele Aussagen sind eben nicht neutral. Ich habe neben meiner Arbeit bei Tilisco einen Lehrauftrag an der Berliner Hochschule für Technik und diskutiere genau diese Themen mit den Studierenden. Ich möchte sie zu einer eigenen Meinung motivieren und dazu, auch einmal nach rechts und links zu schauen. Bei vielen jungen Leuten ist es auch eine Frage der Informationsquellen. Das sind heute Instagram, Tiktok und Co. Ausgewogene Quellen wie Tageszeitungen oder Nachrichtensendungen in Fernsehen und Radio erreichen junge Menschen einfach nicht mehr. Hier hat ein Bruch stattgefunden, der heftige Auswirkungen auf die Zukunft haben wird. Für den Bereich Verpackung heißt das, es wird schwieriger, Botschaften an die Konsumenten zu bringen.“