Tightly Packed: Wie können Unternehmen junge Talente und im speziellen junge Frauen dazu ermutigen, eine Karriere in der Verpackungsbranche zu verfolgen?
Caroline Babendererde: Verpackungen begleiten jeden von uns quasi von Kind an – und sicherlich hat sich der öffentliche Fokus in den 1980er Jahren, spätestens aber mit dem Inkrafttreten der Verpackungsverordnung in 1991 und der Einführung des gelben Sacks nochmal sehr stark verändert. Mit der Kunststoffdebatte 2018, der nachfolgenden Einführung der Einwegkunststoffrichtlinie der EU und der aktuellen Diskussionen um die PPWR, steht die gesamte Branche vor Herausforderungen, aber auch vor großen Chancen. Und diese Chancen sollten aus meiner Sicht schon ganz früh auf allen Stufen unseres Bildungssystems integriert werden. Wir müssen noch viel mehr das Bewusstsein dafür schärfen, wie wichtig Verpackungen speziell in der Lebensmittelindustrie sind, um das abgefüllte Produkt zu schützen, Lebensmittelabfälle zu vermeiden und damit die Effekte auf den Klimawandel zu minimieren. Das würde helfen, bei jungen Menschen, und natürlich nicht nur bei Frauen, Verpackungen in ein anderes Licht zu rücken und sie als ein vielseitiges Betätigungsfeld attraktiver zu machen. Verpackungen wird es immer geben, das ist eine zukunftssichere Branche, auch wenn sie kontinuierlichen Veränderungen ausgesetzt ist. Genau das macht es ja auf der anderen Seite auch so spannend!
Tightly Packed: Und wie machen Sie das bei Tetra Pak?
Caroline Babendererde: Wir sprechen gezielt junge Menschen auf Hochschulmessen bzw. über Hochschulen direkt an. Bei Tetra Pak haben wir weltweit eine klare Haltung zu Diversity und Equity und haben zahlreiche Initiativen, um beispielsweise unterschiedliche Talente durch ein integratives Mentoring zu fördern. Es gibt zudem ein Programm, das sich speziell an Frauen richtet und ihnen die Möglichkeit bietet, von Führungskräften anderer Unternehmen als Mentoren betreut zu werden. Darüber hinaus bieten wir auf lokaler Ebene flexible Arbeitszeiten oder Arbeitspläne für eine bessere Work-Life-Balance, überwachen aber auch seit einigen Jahren die Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern für alle Mitarbeiter:innen und bieten gleiche Ausgangsbedingungen für Bewerber:innen.
Tightly Packed: Welche Rolle spielen Nachhaltigkeitsinitiativen, wenn es um die Attraktivität des Unternehmens für Nachwuchs-Fachkräfte geht?
Caroline Babendererde: Nachhaltigkeitsinitiativen und -aktivitäten sind für ein Unternehmen nur dann ein wirkliches Zugpferd, wenn sie über die für junge Menschen relevanten Plattformen und in ansprechender Form kommuniziert werden. Ich denke, die wenigsten Nachwuchskräfte lesen sich langatmige Nachhaltigkeitsberichte durch, was ich grundsätzlich verstehen kann. Andererseits sind es genau diese Informationen, die bei den jungen Menschen ankommen müssen. Wir haben es mit einer Generation zu tun, die geprägt ist von Fridays for Future, die sich vielfach vegetarisch oder vegan ernährt, die aber auch Erwartungen in Bezug auf Work-Life-Balance hat. Dies müssen wir verstehen und im Recruiting berücksichtigen.