Trends im Packaging: Das kommt 2022

Keine Frage, 2021 war kein normales Jahr, auch und gerade nicht in der Wirtschaft. Nicht nur in der Verpackungsbranche, überall war und ist man von Rohstoffknappheit und Lieferengpässen betroffen. Sinnbild dafür war die „Ever Given“, die im März knapp eine Woche den Suezkanal und damit den weltweiten Frachtverkehr blockierte.

Ob und wann sich diese Engpässe lösen, ist momentan nur schwer abzuschätzen. Was sich hingegen schon vor der Pandemie abzeichnete, ist die zunehmende Relevanz einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Produktionsweise. Ein kaum zu übersehendes Anzeichen dieser Entwicklung ist die Zunahme von papierbasierten Verpackungen im zurückliegenden Jahr, die im nächsten Jahr wohl kaum von heute auf morgen stoppen dürfte. Mehr und mehr Unternehmen stellen ihre Verpackungen entweder teilweise oder gleich ganz auf papierbasierte Lösungen um.

Tatsächlich liegt der Griff zum faserbasierten, nachwaschsenden Rohstoff nahe, denn zumindest in Deutschland liegt die Recyclingquote beim zurücklaufenden Papier bereits bei über 90 Prozent und befindet sich damit auf einem guten Weg in Richtung vollständiger Wiederverwertung. Das bildet auch gleich den Übergang zum nächsten, und im Grunde noch viel größeren Trend.

Denn der ganz große Trend dürfte die Idee der Kreislaufwirtschaft werden. Für diese Herangehensweise gibt es bereits seit den 1990er-Jahren einen Begriff: Cradle-to-Cradle, also „Wiege zu Wiege“. Dahinter steht das Konzept, eine 100-prozentige Wiedernutzbarkeit und Wiederverwertbarkeit in der gesamten Produktionskette zu erreichen. Ohne Frage ein ambitioniertes Vorhaben.

Doch genau da sieht Carolina E. Schweig, unabhängige Verpackungsberaterin, die Zukunft der Industrie: „Die Branche sollte beziehungsweise muss sich mehr auf die ganzheitlichen Prozesse fokussieren, und nicht nur auf die Packstoffe- und mittel. Wer sowieso schon auf Cradle-to-Cradle setzt, wird das ohnehin noch verstärken. Aber auch alle anderen sollten sich, nicht zuletzt im Sinne der Wirtschaftlichkeit, mit ebendiesem Konzept auseinandersetzen. Das ist gut für den Geldbeutel und gut für die Umwelt.“ Teil dieses Prozessdenkens ist dabei eben nicht nur das Umsteigen auf nachhaltigere Packstoffe, sondern auch die Frage, wo man am Produkt selbst grundlegend etwas ändern kann.“

Zuletzt bewies das Mainzer Unternehmen Werner & Mertz mit einem vollständig aus recycelten Polyethylen hergestellten und gleichzeitig vollständig recycelbaren Waschmittelbeutel, dass Cradle-to-Cradle keine ferne Zukunftsmusik sein muss. Zwar entsteht solch ein Produkt nicht über Nacht und nicht ohne interdisziplinäre Zusammenarbeit. Aber es ist möglich.

Die Richtung für 2022 dürfte also klar sein: eine ganzheitliche, ressourcensparende und wiederverwertende Produktionskette. Wie und mit welchen Mitteln genau die Industrie dorthin kommt und ob die Verbraucher bereit sind, eventuelle Mehrkosten zu tragen ­– darüber herrscht bei Weitem noch nicht so viel Klarheit. Es bleibt jedenfalls spannend, was das neue Jahr bringt.