Alles nur Krise? Die Verpackungsbranche vor der interpack 2023
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Die interpack 2023 steht in den Startlöchern. Doch wo steht die Branche? (Bild: Jamentle Reskp/unsplash)
Alles nur Krise? Die Verpackungsbranche vor der interpack 2023
Sechs Jahre ist es her, dass die letzte interpack in Düsseldorf stattgefunden hat. Sechs Jahre, in denen sich auch in der Welt der Verpackung einiges getan hat. Wo steht also die Verpackungsbranche kurz vor ihrer wichtigsten Messe?
Innerhalb Europas bestimmt momentan vor allem ein Themdiskurs: Die geplanten Vorgaben für Umweltaussagen in der EU. Kein Wunder, ist die Europäische Union doch der größte Binnenmarkt der Welt. 2021 belief sich das BIP der EU auf 14,5 Billionen Euro.
Einem Vorschlag der EU-Kommission vom März 2023 nach sollen freiwillige Umweltaussagen, die Unternehmen über ihre Produkte machen, gewisse Mindeststandards einhalten – sowohl in der Belegbarkeit, als auch in der Art der Kommunikation. Besonders im Visier der EU sind dabei ausdrückliche Werbeaussagen, wie z. B.: „T-Shirt aus recycelten Kunststoffflaschen“, „klimaneutraler Versand“, „Verpackung zu 30 Prozent aus recyceltem Kunststoff“ oder „ozeanfreundlicher Sonnenschutz“. Ebenfalls auf der Liste der Kommission stehen Siegel und Zeichen. Neue öffentliche Kennzeichnungssysteme sollen nur dann zulässig sein, wenn sie auf EU-Ebene entwickelt werden.
Woher kommt das Rezyklat?
Rezyklate sind gefragt. Das chemische Recycling könnte das bisherige Angebot ergänzen. (Bild: interzero)
Doch Impulse zum Rezyklateinsatz kommen nicht nur aus der Politik. Denn wo sich auf der einen Seite Gedanken um eine angemessene Rezyklatquote und deren ordnungsgemäße Kennzeichnung gemacht wird, steht auf der anderen Seite die Frage, wie man überhaupt das dafür nötige Rezyklat in Umlauf bringt.
Die deutsche Abteilung des Verbandes Plastics Europe hat dafür gemeinsam mit dem deutschen Verband der Chemischen Industrie (VCI) ein Positionspapier vorgelegt. Darin liegt der Fokus vor allem auf dem bisher meist zweitrangigen chemischen Recycling. Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren könne das Verfahren zur Emissionsreduktion, zur Lösung des Plastikmüllproblems, zur Rohstoffsicherheit und zur perspektivischen Entkopplung von der Nutzung fossiler Rohstoffe beitragen. Dafür sei aber nicht zuletzt „ein investitionsfreundlicher europäischer Rahmen“ vonnöten.
Mit der Methode des chemischen Recyclings können auch solche Materialien recycelt werden, die im mechanischen Recycling nicht wiederverwertet werden, beispielsweise Verbundstoffe. Im Gegensatz zum mechanischen ist das chemische Recycling allerdings verhältnismäßig energieintensiv. Die Verbände sehen darin dennoch eine sinnvolle Ergänzung der bisherigen Kreisläufe, da dem Wirtschaftsraum EU auf diese Weise mehr wertvolle Rohstoffe erhalten blieben. Mitgliedsunternehmen der Verbände stehen bereit, Investitionen in Milliardenhöhe in diese Verfahren in Deutschland und der EU zu tätigen und Produktionsanlagen zu skalieren, aber noch stehe eine vollumfängliche gesetzliche Anerkennung des chemischen Recyclings aus, heißt von Seiten Plastics Europe Deutschland.
Geopolitik und Wirtschaft
Der Elefant im globalen Raum ist aber weiterhin der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Zwar hat sich gut ein Jahr nach Beginn des Konflikts im Februar 2022 eine Art „Normalität“ auf wirtschaftlicher Ebene eingestellt. So meldete der deutsche VDMA Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen für 2022 „lediglich“ einen Exportrückgang von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Markus Rustler, Präsident der interpack, blickt trotz Krisen und Herausforderungen zuversichtlich auf die Messe. (Bild: Theegarten-Pactec)
Dennoch ist die Branche nicht frei von Sorge. Im März meldete sich interpack-Präsident Markus Rustler zu Wort. „Neben den Turbulenzen wie der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine, blicken wir nach wie vor auf sehr gestörte Lieferketten. Und dieses Thema ist aus meiner Sicht noch lange nicht ausgestanden. Ich denke, dass wir auch 2023 leider alle sehr schwer zu kämpfen haben werden – in Bezug auf das Thema Verfügbarkeit von speziellen elektronischen Komponenten.“
Im Hinblick auf die Messe ist Rustler allerdings positiv gestimmt und spricht damit sicher auch für einen Großteil der Branche: „Die letzte interpack ist mittlerweile fast sechs Jahre her. Das ist in unserer Branche eine Ewigkeit. Ich gehe davon aus, dass wir riesige Innovationssprünge sehen werden – nicht zuletzt mangels Präsentationsmöglichkeiten in der Zwischenzeit. Und wenn ich mich im Kreise der Aussteller so umhöre, sind alle sehr, sehr positiv gestimmt und erwarten eine gigantische Messe.“