Nutzung von Meeres-Kunststoff

Die Verschmutzung der Meere durch Kunststoff ist ein drängendes globales Problem, das ohne entschiedene Gegenmaßnahmen bis 2040 dramatisch zunehmen könnte. Angesichts dieser Herausforderung arbeiten Unternehmen und Organisationen weltweit intensiv daran, den Eintrag von Kunststoffen in die Ozeane zu verringern und innovative Lösungen zu entwickeln.

Eine dieser Initiativen ist NextWave Plastics (www.nextwaveplastics.org). Die Gruppe wurde 2017 von Dell Technologies und der gemeinnützigen Organisation Lonely Whale (www.lonelywhale.org) ins Leben gerufen. Seit ihrer Gründung hat die Initiative eigenen Angaben zufolge 20.479 Tonnen Kunststoff – das entspricht rund 2,27 Milliarden Einweg-Wasserflaschen – aus Wasserwegen entfernt. Mit dieser Leistung hat NextWave bereits mehr als 80 Prozent seines ehrgeizigen Ziels erreicht, bis 2025 insgesamt 25.000 Tonnen ozeanischen Kunststoffs umzuleiten. Dieses Ziel steht im Einklang mit dem UN-Nachhaltigkeitsziel 14.1, das den Schutz der Meere vor Verschmutzung fordert. OBP („Ocean-Bound Plastic“) wird als Kunststoff definiert, der innerhalb von 50 Kilometern Entfernung von einem Gewässer gesammelt wird.

Zu den Mitgliedern der Gruppe, die sich selbst als „von Mitgliedern geführte, kollaborative und Open-Source-Initiative“ bezeichnet, zählen verschiedene multinationale Markenunternehmen wie Dell Technologies, Humanscale, HP Inc., IKEA, Logitech und MillerKnoll. Die Initiative Circulate (www.thecirculateinitiative.org) hat die Bemühungen ins Leben gerufen, wie Mitbegründer Lonely Whale erklärt. Gemeinsam haben sie bereits mehr als 330 Produkte aus recyceltem Kunststoffabfall entwickelt. Diese Produkte, darunter ein Wasserflaschenhalter von Trek Bikes, Bürostühle von Herman Miller sowie Verpackungen von Coca-Cola und Unilever, demonstrieren, wie ozeanischer Kunststoff erfolgreich in Lieferketten integriert werden kann. Die Rohstoffe stammen aus Regionen wie Indonesien, Chile, den Philippinen, Haiti und Dänemark.

Ein weiteres Beispiel sind die Aktivitäten von SABIC (www.sabic.com). Der saudi-arabische Chemiekonzern vermarktet das TRUCIRCLE™-Portfolio, das zirkuläre Kunststoffe umfasst, darunter Materialien mit einem Anteil an ozeanischem Kunststoff. Jüngst hat die italienische Firma SAES Getters SpA (www.saesgetters.com) für ihre Marke B!POD das OBP-basierte Polypropylenharz SABIC® PP 576P ausgewählt. Das Material wird in Behältern eingesetzt, die mit einem fortschrittlichen Vakuumsystem zur Lebensmittelkonservierung ausgestattet sind. Die Behälter bestehen zu etwa 50 Prozent aus OBP und werden nach ihrer Nutzungsdauer vollständig recycelbar sein.

SABIC bezieht das OBP aus Regionen, die nicht weiter als 50 km von der Küste entfernt liegen, und wandelt es durch fortschrittliches Recycling in Kunststoff um. Das so gewonnene naturfarbene PP-Harz wird an C.E.L. (Costruzioni Elettromeccaniche Legnaghesi) geliefert, ein führendes italienisches Unternehmen, das auf die Verarbeitung thermoplastischer Kunststoffe spezialisiert ist. C.E.L. fügt spezielle Masterbatches hinzu, um die B!POD-Behälter in verschiedenen Größen und verschiedenen kundenspezifischen Farben zu formen. Am Ende ihrer Lebensdauer können die wiederverwendbaren Behälter vollständig über die bestehenden PP-Materialströme recycelt werden.

Ginevra della Porta, Chief Innovation Officer bei SAES Getters und Mitbegründerin von B!POD, erklärt: „Diese Innovation steht für Nachhaltigkeit - vom Konzept bis zur Endnutzung. Mit fortschrittlicher Vakuumtechnologie zur Minimierung von Lebensmittelabfällen und dem OBP-basierten Material von SABIC, das verhindert, dass gebrauchte Kunststoffe unsere Ozeane verschmutzen.“ Die Behälter werden in Farben wie „Orang-Utan-Orange“ oder „Wal-Grau“ angeboten, um das Bewusstsein der Verbraucher für bedrohte Tierarten zu schärfen.

„Außerdem“, so della Porta weiter, „hat unsere Marktforschung ergeben, dass durch wiederverwendbare starre Behälter zur Lebensmittelkonservierung der Verbrauch von mehr als 300 nicht recycelbaren Kunststoffbeuteln pro Person und Jahr vermieden werden kann, was einer Freisetzung von 30 kg2 pro Kopf in die Atmosphäre entspricht.“

Das verwendete Material ist lebensmittelecht, frei von PFAS und BPA, und lässt sich laut SABIC leicht verarbeiten. Die Organisation International Sustainability & Carbon Certification (ISCC) PLUS hat es als legitime OBP-basierte Lösung zertifiziert.

Khaled Al-Jalawi, Global Director of Circular Economy Business bei SABIC, betont: „Die Entscheidung, in den Behältern Standard-PP-Neuware durch unser OBP-Material zu ersetzen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit. Sie unterstützt die Transformation der Wirtschaft hin zu einer zirkulären Nutzung von Kunststoffen.“

Die B!POD-Behälter sind bereits in der gesamten EU, in der Schweiz und im Vereinigten Königreich erhältlich. Eine Markteinführung in Asien ist bis 2025 geplant.