Letzte Testphase für HolyGrail 2.0

Die verbindlichen EU-weiten Rahmenziele für recycelte Kunststoffe rücken näher. Um die ab 2030 geplanten Vorgaben einhalten zu können, ist die bessere und genauere Sortierung von Verpackungsabfällen eine wichtige Stellschraube, um qualitativ hochwertige Rezyklate zu bekommen. Genau hier setzt die Initiative HolyGrail 2.0 an. Das Pilotprojekt ist mit dem Ziel angetreten, die technische Machbarkeit digitaler Wasserzeichen für die Sortierung sowie die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Geschäftsmodells in großem Maßstab zu beweisen. Die Initiative wird von der European Brands Association (AIM) und der Alliance to End Plastic Waste vorangetrieben und von mehr als 160 namhaften Unternehmen unterstützt.

Digitale Wasserzeichen sind für das Auge nicht wahrnehmbare Codes in der Größe einer Briefmarke, die die gesamte Oberfläche einer Konsumgüterverpackung bedecken und eine Vielzahl von Attributen tragen. Sobald die Verpackungen in eine Abfallsortieranlage gelangen, wird das digitale Wasserzeichen von einer hochauflösenden Kamera erkannt und dekodiert. Anschließend sollen die Verpackungen anhand der übertragenen Merkmale mit hoher Geschwindigkeit und Genauigkeit in die entsprechenden Ströme sortiert werden.

Das HolyGrail 2.0-Projekt ist in drei Phasen unterteilt. In der ersten Phase wurde der Prototyp eines Erkennungssystems für das digitale Wasserzeichen entwickelt. Die zweite Phase im Jahr 2021 umfasste einen halbindustriellen Testlauf mit mehr als 100 Produkten in Europa. In der dritten Phase soll das digitale Wasserzeichen nun unter realen Marktbedingungen in den drei Testmärkten Dänemark, Deutschland und Frankreich getestet werden.

Die Initiative ist jetzt in die letzte Testphase eingetreten. Zwei Recyclingversuche im industriellen Maßstab sollen diese Phase 3 abschließen und zeigen, wie genau die Technologie in der Lage ist, das mit digitalen Wasserzeichen gekennzeichnete Verpackungsmaterial zu erkennen, zu sortieren und auszuschleusen. In den Testläufen werden PP-Folien von PepsiCo und flexibles LDPE-Material von Essity und P&G verwendet. Die Sortierversuche finden in der Materialrückgewinnungsanlage Hündgen Entsorgung in Nordrhein-Westfalen statt. Am gleichen Standort wird auch ein dreimonatiger Sortierversuch für Hartplastikverpackungen mit digitalem Wasserzeichen starten, die von mehreren Mitgliedsunternehmen der HolyGrail 2.0-Initiative hergestellt und auf dem dänischen und deutschen Markt eingeführt wurden. Maschinenhersteller Pellenc ST und Technologieanbieter Digimarc haben dazu zwei Prototypen entwickelt und auf der kommerziellen Sortieranlage von Hündgen Entsorgung installiert.

Eines der Mitgliedsunternehmen, die Unternehmensgruppe ALDI Süd und ALDI Nord, hat in Vorbereitung auf die 3. Testphase mit Digimarc und Wipak zusammengearbeitet, um die unsichtbaren Codes auf seine Verpackungen zu drucken. Die Lieferanten haben in Zusammenarbeit mit dem Kunststoffverpackungsspezialisten Greiner dafür gesorgt, dass 18 verschiedene Kefir- und Joghurtsorten der Eigenmarke Milsani mit der Wasserzeichentechnologie ausgestattet wurden. Diese Produkte sind bereits in ALDI-Filialen auf dem deutschen Markt zu finden.

Parallel dazu wurde im Rahmen des Projekts eine neue Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die im Jahr 2024 einen Pilotmarkt in Frankreich einrichten soll. Bislang haben sich sieben Mitgliedsunternehmen zusammengeschlossen, um die Technologie auf dem französischen Markt für starre HDPE-Verpackungen einzuführen. So werden unter anderem Henkel, L'Oréal und P&G in den kommenden Monaten einen großen Teil ihres Portfolios an HDPE-Verpackungen für den französischen Markt mit digitalen Wasserzeichen ausstatten. Nach der Verwendung durch den Verbraucher werden die gesammelten Post-Consumer-Abfälle zur PlastiLoop-Anlage von Veolia in Brenouille, Frankreich gebracht, wo das von Pellenc ST und Digimarc entwickelte System den Non-Food-HDPE-Strom mit Wasserzeichen von den nicht mit Wasserzeichen versehenen Verpackungsabfällen trennen soll. Anschließend wird ein spezieller Granulat-Sortierversuch durchgeführt: Die Ströme werden in Waschmittel- und Kosmetikströme aufgeteilt und mit dem Ziel der Entwicklung von Fit-for-Use-Waschmittel- bzw. Kosmetik-rHDPE-Verpackungen weiterverarbeitet.

Im Erfolgsfall liefert dieser Pilotmarkt einen weiteren Beweis dafür, dass die HolyGrail-2.0-Technologie nicht nur aus technischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht einsatzbereit ist.