Vom Für und Wider von Lebensmittelratings auf Verpackungen
Sternenklar – was Verpackungen über ihre Produkte sagen können. Australien und Neuseeland haben sie schon, die USA diskutieren darüber und in Europa wurden sie schon vor Jahren abgelehnt. Die Rede ist von plakativen, intuitiv verständlichen Lebensmittelkennzeichnungen auf Verpackungen, die Konsumenten auf den ersten Blick vermitteln sollen, wie gesund ein Produkt ist. In Australien und Neuseeland besteht das System aus fünf „Health Stars“, die vorne auf der Packung aufgedruckt werden. Je mehr Sterne ein Produkt hat, desto größer ist der Nährwert.
Doch das auf den ersten Blick simpel und gut erscheinende System hat seine Fehler. Zum einen ist es beispielsweise in Neuseeland den Produzenten freigestellt, es zu nutzen. Zum anderen versuchen einige Unternehmen mit dem Aufdruck der Ratings, ihre Produkte gesünder dastehen zu lassen, als sie eigentlich sind.
Verbraucherschützer wünschen sich Angaben zum Nährwert auf Verpackungen. Foto: The Daily Drinks Co.
Marketing oder Verbrauchertäuschung?
Dieser Vorwurf wurde kürzlich dem weltgrößten Unternehmen für Getreideprodukte – der Kellog Company gemacht. Auf Verpackungen von Kellogg’s Cerealien wie Fruit Loops oder Crunchy Nut Cornflakes war ein Beispielrating mit 3,5 Sternen aufgedruckt, um Konsumenten das System zu erklären. Das tatsächliche Produkt erhielt nach der Bewertungsskale aber nur zwei Sternen, die deutlich kleiner abgebildeten wurden. Der Vorwurf der Verbrauchertäuschung liegt da nahe. Ein ähnliches Beispiel traf das Kakaogetränk Milo von Nestlé. Das Produkt, das eigentlich nur mit 1,5 Sternen bewertet ist, wurde in einer Verpackung verkauft, die 4,5 Sterne versprach, davon ausgehend, dass das Getränk mit fettarmer Milch zubereitet würde.
Durch solche Aktionen verlieren Konsumenten ihr Vertrauen in eigentlich verbraucherfreundlich initiierte Kennzeichnungssysteme; die sowieso schon mit zahlreichen Gegenstimmen aus Politik und Wirtschaft zu kämpfen haben. Denn: Erhebungenzeigen, dass bei Kaufentscheidungen Faktoren wie Geschmack und Preis eine größere Rolle spielen, als Überlegungen zu Nähwerten und gesundheitlichen Auswirkungen des Produkts.
Ähnliche Argumente brachten auch Gegenstimmen im Europaparlament vor, als 2010 über ein Ampelsystem zur Kennzeichnung auf Lebensmittelpackungen abgestimmt wurde. Eine ausgewogene Erklärung lasse sich nicht an einzelnen Lebensmitteln festmachen und überhaupt sei diese Art der Kennzeichnung zu simpel und wissenschaftlich nicht begründet. Statt eines Ratings wurde entschieden, dass bis Ende 2016 europaweit Nährwerte von Lebensmittelprodukten verpflichtend auf Verpackungen angegeben werden müssen, was bisher nur eine freiwillige Maßnahme war.
Sanitarium, der Hersteller von Weet-Bix in Australien und Neuseeland, verwendet das Bewertungssystem mit den Sternen auf seinen Verpackungen. Foto: New Zealand Health Association Ltd.
Globaler Trend?
Obwohl noch keine Lösung zu hundert Prozent funktioniert, wird weiter intensiv daran gearbeitet und von Regierungsseite investiert - die Geschichte ist also noch nicht auserzählt, und wenn auch die USA nun auf den Zug aufspringen, hieße das möglicherweise, dass sich Europa dem Thema ebenfalls noch einmal nähern wird.