Viele Unternehmen stellen ihre Verpackungen auf Monomaterialien wie Polypropylen um. Doch was sind deren Vor- und Nachteile? (Bild: Shutterstock/ CalypsoArt)
Hoffnungsträger Monomaterial
Die Welt der Verpackungen ist im Umbruch. Die drohenden Folgen der Klimakrise sind Anlass, Packmittel und Packstoffe neu zu denken und auch bewährte Verpackungsmaterialien im Sinne der Kreislaufwirtschaft auf den Prüfstand zu stellen. Eine Maßnahme, die mehr und mehr Unternehmen ergreifen, ist der Umstieg auf Monomaterialien. Das ist nicht immer frei von Herausforderungen.
Zunächst ein Blick auf die Geschichte und den Status Quo der Verpackungsmaterialien. Vor dem breiten Aufkommen von kunststoffbasierten Verpackungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde vor allem in Papier, Pappe, Holz, Glas und Metall verpackt. Der Triumphzug des Kunststoffs auch und gerade im Bereich der Verpackungen brach sich dann spätestens ab den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts Bahn und eröffnete den Verpackungsherstellern bis dahin ungeahnte Möglichkeiten. Das neuartige Material vereinte Flexibilität in der Formgebung, ein im Vergleich verschwindend geringes Gewicht, wasserabweisende Qualitäten und die Möglichkeit, Produkte – v.a. Lebensmittel – hermetisch zu versiegeln.
Was muss eine Verpackung leisten?
In der praktischen Umsetzung fanden die verschiedenen Packmaterialien in Form von Verbundstoffen zueinander. Ein gutes Beispiel ist hier der Getränkekarton. Während der äußere Teil der Verpackung aus verhältnismäßig günstigem und leicht bedruckbarem Kunststoff besteht, sorgt eine Aluminiumschicht im Inneren für Sauerstoffundurchlässigkeit und somit eine längere Haltbarkeit des verpackten Produktes. Gegebenenfalls sorgt ein integrierter Ausguss aus Kunststoff noch für eine bessere Handhabung für die Endverbraucherinnen und -verbraucher. Rein aus Perspektive des Produktschutzes und der Convenience eine rundum gelungene Verpackung.
Der Getränkekarton bringt alle Vorteile einer Verbundverpackung mit – stellt aber auch Herausforderungen ans Recycling.
Doch leider ist es damit nicht getan. Denn bei all ihren Vorteilen bringen Verbundverpackungen einen entscheidenden Nachteil mit sich: Sie sind entweder gar nicht oder nur unter hohem zeitlichem und energieintensivem Aufwand zu recyceln. Denn um den angedachten Produktschutz voll zur Wirkung zu bringen, sind sie bis zur förmlichen Untrennbarkeit miteinander verklebt. Würde man sie in die Wiederverwertung geben, würden die Fremdstoffe das Endprodukt unbrauchbar machen oder im schlimmsten Fall in der jeweiligen Maschine zu teils irreparablen Schäden führen. In der Regel werden solche nicht wiederverwertbaren Verpackungen daher aussortiert und entweder zur Energiegewinnung verbrannt (etwa in Zementwerken) oder „downcycelt“, also nicht zu neuen Verpackungen, sondern anderen Produkten aus groben Kunststoffbarren gefügt.
Was bieten Monomaterialien?
Eine echte Kreislaufwirtschaft ist so nur schwer möglich. Viele Unternehmen setzen daher mittlerweile auf Verpackungen aus Monomaterialien. Auch ohne Graecum kann man sich denken: Das sind Verpackungen, die nur aus einem Material bestehen. Ihr Vorteil: Da keine verschiedenen Materialien aufwendig voneinander getrennt werden müssen, lassen sich die Monomaterialverpackungen wesentlich einfacher recyceln und so zu neuen Verpackungen formen. Es fällt weniger tatsächlicher Verpackungsmüll an und es muss weniger Neumaterial in den Kreislauf gespeist werden, um die Materialnachfrage zu bedienen. Kurzum: Der Einsatz von Monomaterialien kann die CO2-Bilanz eines Unternehmens in der Produktion senken und so der Erderwärmung entgegenwirken.
Ein klassisches Anwendungsbeispiel für Monomaterialien sind Getränkeflaschen etwa aus PET oder auch aus Glas. Im Fall der PET-Flasche kann diese nach Gebrauch (Mehrweg-PET-Flaschen können bis zu 25-mal wiederverwendet werden) exklusive Deckel zu neuem PET recycelt werden, sogenanntem rPET. Ähnlich effizient lassen sich Glasflaschen einschmelzen und zu neuen Behältern formen – eine funktionierende Sortierung immer vorausgesetzt. Ebenso reibungslos funktioniert in vielen Ländern der Papierkreislauf. Papierverpackungen, Prospekte oder alte Notizen wandern als Altpapier in den Papiermüll und werden als neue Prospekte, als Versandkartons oder Büropapier wiederverwendet. In Deutschland konnten so 2020 laut Umweltbundesamt gut 92 Prozent des rückgelaufenen Altpapiers wiederverwendet werden.
Neben diesen bereits etablierten Rohstoffkreisläufen setzt man in der Verpackungsbranche in Sachen Monomaterial vor allem auf Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE). Die Materialien können die allgemeinen Vorteile von Kunststoff (individuelle Formgebung, geringes Gewicht) mit einer verhältnismäßig hohen Recycelbarkeit in sich vereinen. Häufige Anwendungsbereiche der Kunststoffe im Bereich der Lebensmittelverpackung sind etwa Joghurtbecher, Chipstüten oder Frischhaltedosen.
Worauf müssen Verpacker achten?
So weit, so gut. Doch bei der Umstellung auf Monomaterialien sehen sich Verpackungshersteller mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Zum einen kann auch das beste Monomaterial nicht alle Funktionen bieten, die ein Verbundstoff beinhaltet. Das liegt in der Natur der Sache. Um die Recycelbarkeit des Materials zu erhalten, müssen andere Lösungen her. Eine Möglichkeit bilden, etwa im Bereich flexibler Lebensmittelverpackungen, spezielle Lacke, die der Verpackung sauerstoff- oder wasserdichte Eigenschaften verleihen, den Recyclingprozess jedoch nicht negativ beeinflussen. Ebenso setzen einige Hersteller auf Verpackungen, die zwar aus mehreren Materialien bestehen, aber von den Verbraucherinnen und Verbrauchern nach Gebrauch einfach getrennt werden und so den verschiedenen Wertstoffkreisläufen wieder zugeführt werden können.
Der große Vorteil von Monomaterialien ist ihre hohe Recycelbarkeit.
Ein weiterer Aspekt, auf den monomaterialinteressierte Unternehmen achten sollten, ist die Wahl der richtigen Maschine. Nicht jedes Material lässt sich auf jede Abfüllanlage einspannen, etwa bei Schlauchbeuteln. Doch auch bei Maschinenbauunternehmen wie bei Packmittelherstellern ist der Trend zum Monomaterialeinsatz in den letzten Jahren angekommen. Viele neue Verpackungsmaschinen lassen sich mit nur wenig oder gar völlig ohne Aufwand auf die Verarbeitung von modernen Monomaterialpackstoffen umrüsten, für ältere Modelle werden Upgrades angeboten. So gibt es auch für kleinere Unternehmen, die nicht gleich eine substantielle Investition vornehmen wollen oder können, Möglichkeiten, Monomaterialien in die Produktion von Verpackungen einzubinden und so das Portfolio zu erweitern.
Ein möglicher Kritikpunkt sei abschließend noch erwähnt: Trotz aller Recycelbarkeit von PE und PP können die Stoffe als Rezyklat nicht ohne weiteres für neue Lebensmittelverpackungen verwendet werden. Hier herrschen hohe Sicherheitsstandards, was die Lebensmittelechtheit der Materialien angeht, etwa durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit oder die Food and Drug Administration (FDA) in den USA. Diese Richtlinien bestimmen, wie viele Bestandteile eines Lebensmittelkontaktstoffs, also beispielsweise einer Primärverpackung, in das verpackte Produkt übergehen dürfen („Migration“). Beim Einsatz von Rezyklaten lässt sich durch einen möglichen Anteil an Fremdstoffen diese Migration nicht in so geringen Maßen gewährleisten wie beim Einsatz von Neukunststoff. Doch durch effizientere Sortierung von Verpackungsabfall sowie die Nutzung von trennbaren Barriereschichten kann auch diesem Problem entgegengewirkt werden. So oder so ist der Einsatz von Monomaterialien gegenüber Verbundstoffen besser für die Umwelt.