Neben strengen EU-weiten Vorschriften sind es vor allem die Verbraucher, die neue Forderungen an Lebensmittelverpackungen stellen. Mehr Singlehaushalte und Senioren sowie die wachsende Nachfrage an 'food on the run' lenken den Fokus der Lebensmittelindustrie zunehmend auf sichere, nachhaltige und einfach zu handhabende Verpackungen.
Haltbarkeit und Hygiene
Hektik im Alltag, im Job, Familie oder Freizeit: Wann und wo gegessen wird, ob sofort oder später, ob zu Hause oder unterwegs, wird oftmals spontan entschieden oder auch umentschieden. Deshalb nimmt der Sicherheitsaspekt bei Lebensmittelverpackungen für viele Verbraucher eine Schlüsselrolle ein. Lebensmittelverpackungen müssen idealerweise leicht und sicher wiederverschließbar sein. Zudem rückt die genaue Vorhersagbarkeit der Haltbarkeit von Esswaren immer mehr in den Vordergrund. Mathematische Simulationstools helfen, hier möglichst exakte Prognosen zu erstellen. Durch effiziente Verpackungsprozesse können Kundenansprüche befriedigt und Produktverderb vermieden werden.
Verpackungsproduzenten achten auf Nachhaltigkeit bei ihren Produkten. Das ist gut für die Umwelt, für das eigene Firmenimage und oft auch für die Kosteneffizienz. Foto: ipack14_MK6466.jpg / Messe Düsseldorf.
Nachhaltigkeit
Nicht nur die Qualität der Lebensmittel, auch der Umweltschutzgedanke gilt als ein entscheidender Faktor im Herstellungsprozess von Verpackungen für Speisen und Getränke. Neben der Vermeidung von Nahrungsmittelverlusten – der sich beispielsweise die Initiative 'Save Food' widmet – verwenden Verpackungsproduzenten zunehmend Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, die sich nach Gebrauch wiederverwerten lassen oder recycelbare Stoffe. Zeitgleich werden Produktionskosten gesenkt und Imageaspekte gefördert. Foto 2:
Convenience
Bequemlichkeit ist ein weiterer Aspekt von hoher Bedeutung. Kunden wünschen sich Verpackungen mit einfacher Handhabung. Umstandslos während der Autofahrt zu öffnende Tüten, mikrowellengeeignete Schachteln, verzehrfertige Gerichte in fettfreien Folien werden ebenso verlangt wie angepasste Verpackungsgrößen für Alleinstehende, Großfamilien oder Seniorenhaushalte.
Auch rechtlich werden hohe Anforderungen an Produzenten von Lebensmittelverpackungen gestellt. So dürfen keine gesundheitsgefährdenden Bestandteile auf den Nahrungsinhalt übergehen, Aromen nicht beeinträchtigt oder ursprüngliches Aussehen und Geschmack des Lebensmittels verändert werden. Für jedes Material werden individuelle Verpackungslösungen mit den entsprechenden Barriereeigenschaften gegen solche Formen der Migration eingesetzt. Denn Metall oder Glas weisen andere Reaktionen bei der Verarbeitung auf als beispielsweise Kunststoff oder Biopolymere. Daneben hängt das Maß der Durchlässigkeit von Dämpfen, Flüssigkeiten oder Licht vom Lebensmittel ab. Während bei Tiefkühlwaren in der Regel nicht mehr als ein oder zwei Schichten notwendig sind, steigt bei Frischprodukten das Migrationsrisiko mit dem Fettgehalt, säurehaltige Lebensmittel sollten zur langen Aufbewahrung durch Hitzeeinwirkung pasteurisiert oder sterilisiert werden und Speisen nicht auf die Verpackung abfärben. Entsprechend hochwertige Folien schützen die Produkte während Transport, Verteilung und Nutzung.
Die Ansprüche an Lebensmittelverpackungen steigen: Sicherheit, Nachhaltigkeit und Convenience zählen inzwischen zu den Standardanforderungen der Verbraucher. Foto: ProCarton
Innovative Herstellungsverfahren Auf rund eine Billion beläuft sich die Anzahl der jährlich weltweit produzierten Folienverpackungen für Konsumgüter. So wird stetig an effizienten Produktionslösungen gearbeitet. Zwei neue Verfahrenstechniken tragen zu höherer Sicherheit bei Lebensmittelverpackungen bei.
Saudi Basic Industries Corporation Ein innovatives Polymer-Mischverfahren des saudi-arabischen Chemie- und Metallkonzerns Saudi Basic Industries Corporation (SABIC) steigert die Robustheit der zum Schutz von Lebensmittelverpackungen eingesetzten Schrumpf- und Stretchfolien. Risse bei dünneren Materialien werden reduziert und die Verarbeitungsgeschwindigkeit erhöht. Die PE- bzw. PP-Kunststoffe werden vor allem bei der Herstellung von Verpackungen frischer und gekühlter Lebensmittel verwendet – sie tragen zu besonders langer Haltbarkeit bei.
Fraunhofer-Institute 90 Prozent der für den Privatgebrauch hergestellten Folienverpackungen werden mit heißen Werkzeugen versiegelt. Doch bei diesem sogenannten Wärmekontaktverfahren gelangt immer wieder ungewollt Füllmaterial in die Siegelnaht: Die Verpackung bleibt undicht. Bislang konnten diese Fehler einzig durch Stichprobenkontrollen oder einer Überprüfung jeder einzelnen Packung bemerkt werden. Eine Neuentwicklung der Fraunhofer-Institute Freiburg und Dresden könnte künftig diesen Aufwand ersparen. In Gemeinschaftsarbeit entstand ein dünnschichtiger Temperatursensor, der den Verpackungsprozess noch auf der Siegelschiene beurteilt. Diese sogenannte Inline-Überwachung gibt bei jedem Versiegelungsvorgang automatisch Informationen zur Packungseinheit weiter. Temperaturschwankung werden erkennt und auf Anhieb noch an der Maschine reguliert. Ermöglicht wird dies durch besonders empfindliche Sensoren, die mit extrem dünnen Thermo-Elementen ummantelt sind. So können sie sogar Reste von Kaffeepulver detektieren und ersparen langfristig Aufwand, Zeit und Kosten.