European Green Deal - ehrgeiziges Konzept zur Klimaneutralität in Europa
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Mit dem European Green Deal soll Europa bis 2050 klimaneutral werden. (Bild: unsplash/Alexandre Lallemand)
European Green Deal - ehrgeiziges Konzept zur Klimaneutralität in Europa
Im Dezember 2019 stellte die Europäische Kommission ihren bislang ehrgeizigsten Plan vor: Mit dem European Green Deal sollen bis 2050 die Netto-Emissionen von Treibhausgasen in den Ländern der Europäischen Union auf Null reduziert werden. Kreislaufwirtschaft ist dabei einer der wichtigsten Bausteine. Jüngster Schritt der EU-Kommission ist ein Ende November 2022 vorgestellter Vorschlag für eine europaweite Verpackungsverordnung.
Mit dem Maßnahmenpaket des Green Deal soll Europa als erster Kontinent klimaneutral werden. Dazu müssen wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Ziele miteinander verbunden werden. Die Ausgangsthese: Ohne den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen wird ein wirtschaftliches Vorankommen der EU nicht möglich sein, und ohne wirtschaftlichen Erfolg wird es nicht möglich sein, die Lebensgrundlagen der europäischen Bürgerinnen und Bürger dauerhaft zu sichern. Dazu hat die Kommission bereits einen detaillierten Fahrplan aufgestellt, zu dem als wichtiger Bestandteil der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft gehört.
Europäische Verpackungsverordnung auf dem Weg
Als Teil des EU-Aktionsplans hat die Kommission der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWD) überarbeitet und Ende November 2022 einen Vorschlag für eine europaweite Verpackungsverordnung präsentiert. Diese soll den europäischen Markt für Verpackungen neu ordnen, insbesondere durch Vorgaben zum Design-for-Recycling sowie zu den Mindesteinsatzquoten für Rezyklate.
Ziel ist es, den stetig wachsenden Verpackungsabfall zu reduzieren. Im Durchschnitt fallen in Europa fast 180 kg Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr an. Ohne weitere Maßnahmen würden die Verpackungsabfälle bis 2030 um 19 Prozent zunehmen, die Kunststoffverpackungsabfällen sogar um 46 Prozent. Mit den neuen Vorschriften will die EU-Kommission diesen Trend stoppen, unnötige Verpackungen einschränken, wiederverwendbare bzw. nachfüllbare Verpackungslösungen fördern und über einen geschlossenen Recyclingkreislauf alle Verpackungen auf dem EU-Markt bis 2030 wirtschaftlich recyceln. Zudem soll der Bedarf an Primärrohstoffen gesenkt und ein gut funktionierender Markt für Sekundärrohstoffe geschaffen werden.
PET-Rezyklate (rPET) sind bereits gefragte Rohstoffe. (Bild: Starlinger Gruppe)
Die EU-Vorschläge sehen zudem eine Gleichstellung von chemischem und mechanischem Recycling vor und wollen Klarheit in Bezug auf biobasierte, kompostierbare und biologisch abbaubare Kunststoffe bringen. Sie legen dar, für welche Anwendungen diese Kunststoffe echte Umweltvorteile bringen und wie sie gestaltet, entsorgt und recycelt werden sollten. Und man will endlich der Verwirrung ein Ende setzen, welche Verpackung in welchen Recyclingbehälter gehört. Dazu sind EU-weit einheitliche Symbole auf Etiketten und Abfallbehältern geplant, aus denen hervorgeht, woraus eine Verpackung gemacht ist und in welchen Abfallbehälter sie gehört.
Verbände loben Kommissionsvorschlag
Die Verbände der Verpackungsindustrie haben den Vorschlag mehrheitlich begrüßt. Peter Kurth, Präsident des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft ist überzeugt:
“Europa muss ein wettbewerbsfähiger Standort bleiben und gleichzeitig Klimaziele, Energieeinsparung und erhöhte Unabhängigkeit von Primärrohstoffimporten erreichen. Dies ist ohne eine Transformation der Wirtschaft vom linearen zum zirkulären Modell nicht möglich. Hier muss die Europäische Union Veränderungen wagen.“
Für den deutschen Verband Industrievereinigung Kunststoffverpackungen bedeutet der EU-Vorschlag eine radikale Neuordnung des europäischen Verpackungsmarkts. “Die Stoßrichtung der Kommission entspricht auch unserer Haltung, so viel Verpackung wie nötig und so wenig wie möglich zu nutzen. Voraussetzung ist jedoch das Überwinden des Plastik-Bashings für einen fairen Wettbewerb der Materialien“, meint IK-Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt.
Flickenteppich Europa
Mit der so genannten Einwegkunststoffrichtlinie (Richtlinie 2019/904/EU) hat die EU bereits verbindliche Vorgaben zur Reduzierung des Plastikverbrauchs in Kraft gesetzt. Sie wird in den europäischen Ländern unterschiedlich umgesetzt. So tritt in Spanien am 1. Januar 2023 eine neue Sondersteuer auf nicht wiederverwendbare Kunststoffverpackungen in Kraft, während die französische Regierung sich gegen eine Kunststoffsteuer entschieden hat und die Kosten aus Haushaltsmitteln finanziert. In Italien wiederum wurde der Start einer Plastiksteuer mehrmals verschoben, zuletzt auf den 1. Januar 2023. Nun hat die Regierung das Inkrafttreten der Steuer auf Einwegkunststoffverpackungen erneut ausgesetzt, berichten italienische Medien im Dezember 2022. Und Ex-EU-Land Großbritannien erhebt seit April 2022 eine Steuer (Plastic Packaging Tax) auf Kunststoffverpackungen, die nicht mindestens 30 Prozent Rezyklat enthalten.
Schmalz konzipiert neue Systeme für eine nachhaltige Vakuumautomation. (Bild: Schmalz)
Der digitale Wandel wird grün
In der Praxis suchen viele Unternehmen bereits nach Lösungen, mit denen sie die Ziele des Green Deals umsetzen können. Der Ruf nach Klimaneutralität fordert beispielsweise Entwickler von Automationslösungen heraus, den digitalen mit dem grünen Wandel zu vereinen. Damit der flächendeckende Einsatz von digitalen Technologien nicht zwangsweise zu einem stetigen Anstieg des Energieverbrauchs, der Elektronikabfälle und des ökologischen Fußabdrucks führt, gilt es, den Produktlebenszyklus im Blick zu behalten – von der Konstruktion bis zum Recycling. Das macht beispielsweise interpack-Aussteller Schmalz: Der Vakuumtechnikspezialist setzt auf kurze Beschaffungswege - 50 Prozent der Lieferanten kommen aus dem eigenen Bundesland -, nutzt Strom aus regenerativen Quellen und hat ein nachhaltiges Vertriebssystem aufgebaut. Und er konzipiert neue Systeme für eine nachhaltige Vakuumautomation, die gänzlich unabhängig von Druckluft sind und rein elektrische Komponenten intelligent kombinieren. „Die Digitalisierung gibt uns dabei viele Werkzeuge an die Hand, um Energiefresser zu enttarnen und zu beseitigen“, sagt Dr. Maik Fiedler, Leiter der Geschäftsfelder Vakuum-Automation und Vakuum-Handhabung bei Schmalz.