Vier Themen – die sogenannten Hot Topics – bestimmen die interpack 2023. (Bild: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann)
Diese Themen bestimmen die interpack 2023
Es tut sich viel auf dem Feld des Verpackungswesens: Nachhaltigkeitsdebatte, Diskussionen um die „besten“ Packmittel, bahnbrechende Innovationen im Bereich künstliche Intelligenz, die auch in die Verpackungsbranche durchschlagen könnten. Um etwas Ordnung ins Dickicht der Themen zu bringen, steht die diesjährige interpack im Zeichen von vier Hot Topics.
Kreislaufwirtschaft
Neste und Illig erforschen gemeinsam die Anwendung recycelter Rohstoffe in Lebensmittelverpackungen. (Bild: Neste)
Wohl kein zweites Thema bestimmt die Branche in den letzten Jahren so sehr, wie das Thema „Nachhaltigkeit“. Nicht nur in der Verpackungswelt – und eben auch auf der interpack – wird das Thema auch unter dem Begriff „Kreislaufwirtschaft“ geführt. Wie auch die Nachhaltigkeit stammt dieser Begriff aus dem Bereich der Biologie und beschreibt in der Industrie das Prinzip, dass Ressourcen so lange wie möglich im Kreislauf gehalten werden und eben nicht als nicht wiederverwertbarer Abfall aus diesem ausscheiden sollten.
Um diesen Kreislauf für ein bestimmtes Material zu schließen, sind gleich mehrere Schritte nötig. Für Kunststoffverpackungen etwa bietet es sich an, auf Monomaterialien – beispielsweise Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE) – umzusteigen. Im Gegensatz zu häufig schwer voneinander lösbaren Verbundstoffen lassen diese sich gut recyceln und können so für neue Verpackungen genutzt werden.
Dafür braucht es aber auch entsprechende Aufbereitungsanlagen, Technologien und Forschungen. Denn nicht jedes Recyclingmaterial eignet sich auch für jeden Anwendungszweck. Gerade in den Bereichen Lebensmittel, Pharma und Kosmetik gelten strenge Auflagen, der Einsatz von Rezyklaten birgt hier große Herausforderungen.
Wie diese angegangen werden können, das zeigt ein gemeinsames Forschungsprojekt des finnischen Chemiekonzerns Neste und dem deutschen Maschinenbauer Illig. Die beiden Unternehmen haben bereits früher zur Erforschung prozessgleicher Verarbeitung von Rohstoffen mit Biogehalt analog zur Verarbeitung von fossilen Rohstoffen kooperiert. Nun erneuerten die Unternehmen ihre Kooperation, diesmal mit der Absicht, den Einsatz recycelter Rohstoffe in Lebensmittelverpackungen zu untersuchen und voranzutreiben.
Ressourcenschonung
Zumindest wesensverwandt mit der Kreislaufwirtschaft ist das Hot Topic Ressourcenschonung. Auch hier ist der Name Programm und zumindest das grundlegende Prinzip denkbar einfach: weniger Materialeinsatz bei gleichbleibender oder sogar besserer Qualität.
Die „Ecoline“ von Aussteller allfo spart bis zu 45 Prozent Material ein. (Bild: allfo)
In der Praxis findet das Prinzip vor allem im Bereich der Folienherstellung und -verarbeitung Anwendung. interpack-Aussteller allfo stellt auf der Messe seine Reihe „Ecoline“ vor. Die PA/PE-Beutel für die Verpackung von Fleisch- und Molkereiprodukten kommen statt der üblichen 90 Mikrometer mit 50 Mikrometern Stärke aus. Gegenüber herkömmlichen Beuteln aus demselben Material werden so bis zu 45 Prozent Material eingespart. Der Produktschutz wird dabei nach Herstellerangaben nicht eingeschränkt.
Doch nicht nur auf der Materialseite können Ressourcen eingespart werden. Auch der Einsatz der richtigen Maschine kann zu weniger Materialeinsatz und damit potentiell auch eingespartem CO2-Ausstoss führen. So etwa beim Sigpack TTM Kartonierer des deutschen Maschinenbauunternehmens Syntegon. Durch das ausgeklügelte Lock-Style-Verfahren werden die Kartonzuschnitte derart ineinander gesteckt, dass der sonst übliche Heißleim gar nicht erst zum Einsatz kommen muss. Die Folge: Unternehmen können sich den Leim sparen, die Verpackung kann besser wiederverwertet werden und die Maschine muss seltener gewartet werden, da sich keine Klebstoffreste ansammeln. Material- und Energieeinsparung in einem. Auf der interpack wird der Kartonierer auf einer Verpackungslinie für Kekse und Cracker zu sehen sein.
Digital Technologies
Auch um das Thema Digitalisierung führt auf der interpack kein Weg herum. Der aktuell nicht zu übersehende Trend ist dabei ohne Frage die Künstliche Intelligenz (KI). Kein Tag, an dem die Zeitungen und Nachrichtenportale keine Sensationsmeldung bereithalten, welcher Aufnahmetest für Universitäten geknackt und welche Bilder künstlich geschaffen wurden. Dabei halten die digitalen Helfer auch für die Verpackungsbranche wesentlich mehr bereit als nur witzige Gimmicks.
Das Fraunhofer IVV arbeitet gemeinsam mit Partnern an zwei KI-Projekten zum verbesserten Design-for-Recycling. (Bild: Fraunhofer IVV)
Bereits im Herbst letzten Jahres etwa startete das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung einen KI-Anwendungshub. 51 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft arbeiten seitdem in zwei Innovationslaboren zusammen: KIOpti-Pack für Design und Produktion sowie K3I-Cycling für das werkstoffliche Recycling. Ziel von KIOptiPack ist es dabei, KI-gestützte Werkzeuge für das Produktdesign mit hohem Rezyklatanteil zu entwickeln. K3I-Cycling wiederum soll mittels eines digitalen Zwillings die quantitative und qualitative Verbesserung des werkstofflichen Recyclings von Post-Consumer-Abfällen vorantreiben.
Produktsicherheit
Ein Thema darf auf einer Messe wie der interpack auf keinen Fall fehlen, handelt es sich dabei doch um eine der elementaren Funktionen einer jeden Verpackung: die Produktsicherheit. Wohl wenig ist ärgerlicher für Verbraucherinnen und Verbraucher, als ein beschädigtes, defektes oder mangelhaftes Produkt – vor allem, wenn sich das auf eine unzureichende Verpackung zurückführen lässt.
So gehören Fremdkörper in Lebensmitteln mit zu den unangenehmsten Überraschungen, die sich beim Öffnen einer Verpackung zeigen können. Moderne Röntgensysteme umgehen dieses Problem. Das US-amerikanische Unternehmen Mettler-Toledo zeigt auf der interpack seine Lösungen in diesem Bereich, die M30-R-Serie. Die Metalldetektoren erkennen mittels der neu entwickelten Sense-Software alle Arten von Metallverunreinigungen in trockenen Nahrungsmitteln, etwa Nudeln, Müsliriegel oder Süßwaren. Für nasse oder leitfähige Produkte bietet das Unternehmen die spezialisierte M34R PlusLine an.
Das Berry Digi-Cap kann Verbraucherinnen und Verbrauchern via App Informationen zur korrekten Lagerung geben. (Bild: Berry Global)
Die Produktsicherheit endet jedoch nicht mit Verlassen der Fabrik. Auch in den eigenen vier Wänden soll die Verpackung das Produkt gut schützen. Dass auch hier noch lange nicht Schluss mit Innovation ist, zeigt ein Produkt des Kunststoffspezialisten Berry Global. Die Berry Digi-Cap ist ein Verschluss für Arzneimittelbehälter, der via NFC-Schnittstelle mit Computern oder Smartphones kommuniziert. Neben Einblicken für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte kann die Software die Anwenderinnen und Anwender außerdem darüber informieren, wenn die Arznei falsch gelagert wird. Gleichzeitig ist der Deckel mit einem bewährten Druck- und Drehmechanismus zur Kindersicherung ausgestattet – auch das eine wichtige Funktion der Verpackung.