Bislang jedoch gab es für die Verbraucher kaum eine andere Möglichkeit, als die Verpackung zu öffnen, um ihren Inhalt zu riechen. Mit der Sniff Seal technology können Aromen durch induktions-versiegelte Verschlüsse wahrgenommen werden. Foto: Tekni-Plex
Verpackungen, die riechen
Den Geist aus der Flasche lassen
Wer hat es nicht schon heimlich getan: Die Dose mit der Handcreme oder die Duschgel-Tube aufgeschraubt, um aufgrund des Duftes seine Kaufentscheidung zu treffen…? Bislang kam dies den Produktherstellern teilweise teuer zu stehen: Geöffnete Verpackungen lassen sich nicht mehr verkaufen. Schon seit geraumer Zeit wird an Lösungsvorschlägen gearbeitet, den Erstöffnungsschutz zu erhalten und dennoch eine Entfaltung des Aromas zu ermöglichen. Innovative Technologien bringen neue Möglichkeiten für Schnüffelnasen.
Scent, Sleeve, Squeeze & Sniff
Man muss sich gut riechen können: Dies gilt nicht nur für menschliche Beziehungen, sondern auch für Beziehungen von Menschen zu ihren Pflegeprodukten, Lebensmitteln und Co. Der globale Markt für riechende Verpackungen hat über die letzten Jahre 15 Prozent Zuwachs pro Jahr erfahren – Dufttechnologie ist im Kommen. Ausströmende Aromen werden bereits in allen erdenklichen Lebensbereichen eingesetzt – sogar in öffentlichen Warteräumen oder zur Unterstützung von Kindern mit Lernschwierigkeiten. Die innovativen Lösungsvorschläge zum gezielten Freisetzen von Duftstoffen bei Verpackungen ersparen zudem Zeit, Kosten und Material.
In der abnehmbaren Kappe befinden sich minimal kleine Öffnungen, durch die der Duft des Produktes nach außen strömen und so wahrgenommen werden kann – dies wird natürlich verstärkt, wenn man die Flasche zusammendrückt. Foto: Procter & Gamble Germany GmbH
Beispiel Waschmittel
„Squeeze & Sniff“: Drücke und rieche! Durch eine einzigartige Zusammensetzung von Duftperlen können Verbraucher sich über den Geruch des Waschmittels „Lenor Unstoppables“ am POS informieren, ohne die Verpackung öffnen zu müssen. Wird die abnehmbare Kappe zusammengedrückt, strömt der Duft durch winzige Öffnungen nach außen. Neben diesem direkten Dufterlebnis erlaubt die produkteigene Lenor-Duftdepottechnologie zudem, dass das in Blasen eingeschlossene Aroma erst bei Berührung der gewaschenen Kleidung freigesetzt wird. Bis zu drei Monate soll es dadurch im Kleiderschrank der Nutzer noch duften.
Patent für Pennsylvania
Auch Tekni-Plex aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania ist mit seiner „Sniff Seal Liner Technology“ ein Durchbruch gelungen. Das global operierende Verpackungsunternehmen widmet sich vor allem der Herausforderung innovativer Materialien. Nun hat es ein Patent angemeldet, das als erstes seiner Art erlaubt, Aromen durch induktions-versiegelte Verschlüsse riechen zu können. Das Verfahren kann nach unternehmenseigenen Angaben bei einer Vielzahl von Materialien und von Einzelstücken bis hin zu neun-schichtigen Laminierungen verwendet werden.
Dufte Verpackung: Spezielle Duftlacke geben den zuvor in Mikrokapseln eingeschlossenen Duft bei Berührung 1:1 wieder. Bild: Model AG + Follmann
Drucktechnik für Duftlacke
Auch in besonders edle Verpackungsprägungen kann dank einer Entwicklung des Verpackungsspezialisten Follmann bei schlichter Berührung des entsprechend lackierten Bereiches das Parfum 1:1 wiedergegeben werden. Durch Einsatz eines zusätzlichen Sleeves können die ölbasierten Folco-Scent-Duftlacke in mikroskopisch kleine Kügelchen eingeschlossen und hermetisch konserviert werden. Die besondere Einbindung der Duftkapseln verhindert ein Aufplatzen bereits beim Druckvorgang im Werk. Beim Berühren durch den Verbraucher jedoch öffnen sie sich und sollen abhängig von Umwelteinflüssen bis zu zwölf Monate ihre volle Wirkung erhalten können.
Rubbeltechnik für Faltschachteln
Verpackungsspezialist Edelmann schließlich hat sich ebenfalls der olfaktorischen Wahrnehmung gewidmet. Entstanden sind auch hier mikroskopisch kleine Kapseln, deren flüssiger, nicht wasserlöslicher Inhalt durch Rubbeln oder Drücken freigesetzt wird. Sie sind zunächst hermetisch konserviert und werden dem Lacküberzug auf Faltschachteln beigemischt.
Gut riechen bringt Umsatz
Wie bedeutend Raumgeruch für Verkaufszahlen auch von Bekleidung sein kann, belegt eine Studie im Auftrag von Nike: Mit der Abgabe von Duftstoffen in seinen Stores soll sich der Umsatz bei dem internationalen Sportartikelhersteller um gut 80 Prozent erhöht haben. Und Experimente an Tankstellen mit integrierten Verkaufsflächen belegten ein Wachstum von Coffee-to-Go-Produkten um rund 300 Prozent, riecht der Verkaufsraum bereits nach den gerösteten Bohnen.