Rote Lippen soll man küssen ... Der Siegeszug der gepressten Farbe aus dem Stift
Ne m’oubliez pas – Der Beginn der Verführung
Mittlerweile ist er 133 Jahre alt – der ‚Stylo de Amour’ oder das Würstchen, wie der Lippenstift bei seiner Einführung Ende des 19. Jahrhunderts abfällig genannt wurde. Bereits 1870 erfand der Parfümeur Pierre François Pascal Guerlain die Lippenfarbe in Stiftform mit dem vielversprechenden Namen ‚Ne m’oubliez pas’; zu deutsch: Vergiss mich nicht. Und so kam es dann auch. Der Franzose machte dem Namen alle Ehre und sorgte einige Jahre später selbst für den ewigen Ruhm des beliebten Beauty-Utensils.
Ausgefallene Lippenstiftverpackung von Barbor. Foto: www.mel-et-fet.com
1883 war es so weit; der Créateur zeigte seine Erfindung vor großem Publikum zur Weltausstellung in Amsterdam. Die gepresste Farbe aus Rizinusöl, Hirschtalg und Bienenwachs wurde zu dem Zeitpunkt noch in Seidenpapier gewickelt und war nicht nur sehr teuer, sondern galt zudem noch als sündhaft.
Kostet mehr als ein Familienwagen: 62.000 US Dollar müssen Kunden für den mit Diamanten besetzten Lippenstift von Guerlain auf den Tisch legen. Foto: hoppingo.com
Davon unbeeindruckt hielt Guerlain jedoch an seinem Liebesstift fest und verpackte ihn 1910 erstmals in einem Metallgehäuse. Damit war er gut beraten, denn nur wenig später startete mit Beginn der Goldenen Zwanziger der Lippenstift seinen Siegeszug, der bis heute anhält. Zur extravaganten Mode trägt Frau von Welt in den ‚Roaring Twenties’ auffällig bemalte Lippen.
An den Mündern der Frauen ist die politische und wirtschaftliche Lage im Land abzulesen, sagt der Sohn der Kosmetik-Unternehmerin Estée Lauder. Laut seinem Lippenindex greift die Frau in Zeiten von Wirtschaftskrisen häufiger zum Lippenstift. My first Lipstick, Guerlin Foto: lullabees.de
Äußerlichkeiten zählen doch!
Und auch Anfang des 21. Jahrhunderts ist der Lippenstift das Must-Have in der Handtasche jeder Frau. An der 1923 eingeführten praktischen Drehtechnik haben die Hersteller bis heute weitestgehend festgehalten. In gold, in silber, klassisch schwarz, mit Prägung, integriertem Spiegel – ja sogar diamantenbesetzte Hüllen erobern über Jahrzehnte die Regale der Drogeriemärkte.
Auffällige Lippenstifthülle mit Swarovski Kristallen und Perlen von MAC Cosmetics. Foto: glitterfix.com
Was zählt, ist mehr als nur der Inhalt. Die Verpackung vermittelt Glamour, Luxus, Coolness, Jugend oder Öko – eben das, was die Benutzerin sich wünscht. Im Laufe der Jahre kommen zahlreiche neue Verpackungsvarianten in Döschen, mit Applikator oder als Stift zum Anspitzen hinzu. Eins ist klar: Welche Verpackung auch immer – sie macht Eindruck und hinterlässt ein Statement genauso wie die Farbe auf den Lippen.
Mit Blume, Brillanten und Spiegel im Deckel: Die Lippenstiftverpackung von Jill Stuart von der Kosé Global Corporaration wurde kürzlich beim WorldStar 2016 in der Kategorie ‚Health & Beauty’ ausgezeichnet.
Mit Blume, Brillanten und Spiegel im Deckel: Die Lippenstiftverpackung von Jill Stuart von der Kosé Global Corporaration wurde kürzlich beim WorldStar 2016 in der Kategorie ‚Health & Beauty’ ausgezeichnet.
Ne m’oubliez pas #102: Die Neuauflage heißt genauso wie der 1870 von Pierre François Pascal Guerlain erfundene erste Lippenstift in Stiftform.
Lila, orange, pink ... und grün? Nein, hierbei handelt es sich nicht um Lippenkosmetik, sondern Marker im Lippenstiftformat.