Hingucker: Menstruationsprodukte

Spätestens im Jahr 2015, als sich Marathonläuferin Kiran Gandhi entschloss, beim London Run die über 42 Kilometer ohne Menstruationsprodukte zu laufen und die indisch-kanadische Schriftstellerin Rupi Kaur auf Instagram deutliche Fotos von ihrer Periode veröffentlichte, sollte das Menstruations-Tabu der Vergangenheit angehören.

Seither wird viel über die die speziellen Tage der Frau gesprochen und geschrieben: Free bleeding, alternative Menstruationshygiene, Menstruationstasse, Menstruationsschwämmchen, Periodenunterwäsche, Periodenarmut oder Period-Bag – mit dem Thema kommt auch Schwung ins Drogerieregal.

TAMPONS, BINDEN, SLIPEINLAGEN - AUFFÄLLIG VERPACKT 

Bei der Verpackung der neuen Periodenprodukte lassen die Hersteller sich viel einfallen und nutzen die Verpackungsfläche gezielt für ihre Botschaften mit smarten Sprüchen und grellen Farben. Ein Beispiel ist das Berliner Unternehmen einhorn, das ursprünglich ausschließlich Kondome hergestellt hat. Mittlerweile bieten die hippen Firmengründer Philip Siefer und Waldemar Zeiler ein komplettes Sortiment an Menstruationsprodukten in grellen Produktverpackungen an und sorgen mit Auftritten in der Öffentlichkeit für viel Aufmerksamkeit rund um das Thema der Regel.

Ähnlich präsent in der Öffentlichkeit wurde im Jahr 2019 die Firma female company, die als Statement gegen die „Luxussteuer“ von 19 Prozent auf Menstruationsprodukte ein Tamponbook designte, um Tampons als Buch verkleidet mit der reduzierten Umsatzsteuer von nur sieben Prozent verkaufen zu können.

Das Engagement hatte Erfolg: Seit 2020 werden in Deutschland Menstruationsprodukte nicht mehr als Luxusprodukte, sondern als Güter des Grundbedarfs eingestuft und werden mit einer Umsatzsteuer von sieben Prozent verkauft. Kritisiert wurde im Nachhinein, dass einige Hersteller die Steuerumstellung genutzt haben sollen, um die Nettopreise der Produkte zu erhöhen. Länder wie Kanada, Schottland, Kenia oder Indien erheben gar keine Steuer und in Schottland sollen Tampons und Binden künftig kostenlos an öffentlichen Orten wie zum Beispiel Apotheken oder Jugendclubs erhältlich sein.

Um Menstruationsprodukte aus der Nische zu holen, verpacken Hersteller wie The Female Company ihre Menstruationsprodukte besonders hochwertig in elegantem Design. Die #supersexy Boxen entstehen in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und werten garantiert jedes Badezimmer auf. Gut geeignet auch als Zeichen für die Kollegen und Kolleginnen auf dem Bürotisch platziert. Denn die Zeiten, in denen sich Frauen heimlich schlicht verpackte Tampons oder Binden liehen, gehören nun der Vergangenheit an.

Gleichzeitig setzen Anbieter bei Produkt und Verpackung auf nachhaltige Lösungen. Während Tampons, Binden und Slipeinlagen oftmals aus Bio-Baumwolle bestehen, soll auch die Verpackung möglichst recycelbar und/oder aus nachwachsenden beziehungsweise biologisch abbaubaren Rohstoffen gefertigt sein.  

Das Hamburger Unternehmen MYLILY verpackt seine Binden einzeln in Mater-Bi Biokunststoff, der aus Maisstärke hergestellt wird und biologisch abbaubar ist. Die Umverpackung besteht aus einer Kombination von Kraftpapier und Polymilchsäure (PLA), die ebenfalls biologisch abbaubar ist. Einzelne Tampons werden aktuell noch in konventionellem Kunststoff verpackt, um die geforderten Hygienestandards einzuhalten. Das Unternehmen ist hier auf der Suche nach alternativen Lösungen.