Seit 2021 arbeitet die Sea Me GmbH am Ausbau ihres Mehrwegsystems für Kosmetikverpackungen. Die eigenen Produkte sind in wiederverwendbaren Glasflaschen verpackt. (Bild: Sea Me GmbH)
Ein Pfandsystem für Kosmetikverpackungen?
In Deutschland kennt man es von Getränkeflaschen: Ist die Flasche leer, geht es in den Supermarkt zum Leergutautomaten und die Pfandflasche wird wieder abgegeben und in den Kreislauf zurückgeführt. Unter anderem aufgrund dieses Systems gilt Deutschland als Vorreiter, wenn es um das Thema Recycling geht. Immer wieder gibt es auch Diskussionen darüber, wie andere Produkte und Verpackungen über ein Pfandsystem länger im Kreislauf bleiben könnten. Ein Berliner Start-up hat diese Idee aufgegriffen und setzt sie jetzt zunächst in einem Pilotprojekt um. Herausgekommen ist Circleback, ein Pfandsystem für Kosmetikverpackungen.
Mit dem System widmet sich das Gründungstrio auch dem wachsenden Problem der Knappheit von hochwertigen Rezyklaten. Immer mehr Unternehmen wollen ihre Verpackungen aus recycelten Materialien herstellen, aber gerade im Bereich Lebensmittel oder Kosmetik sind sie mit hohen Anforderungen an die Verpackung konfrontiert. Hier könnte Circleback Abhilfe schaffen, denn die Rezyklate gehen anteilig an die Partnermarken zurück. In der Pilotphase sind das zum Beispiel Catrice, essence, Dr. Bronner’s, i+m und Kneipp. Die Unternehmen sehen die Vorteile eines Pfandsystems.
„Ausreichend recyceltes Material für unsere Verpackungen zu bekommen wird immer herausfordernder. Aktuell wird aus dem bestehenden Kreislaufsystem über den Gelben Sack zu wenig hochwertiges Rezyklat gewonnen, um daraus flächendeckend Verpackungen für die Körperpflegebranche herzustellen. Deshalb unterstützen wir als Kooperationspartner der ersten Stunde aktiv den Ansatz von Circleback, ein eigenes Pfandsystem für Badezimmerprodukte aufzubauen. Die Idee, bereits erlernte Strukturen aus der Getränkeindustrie auf Körperpflegeprodukte zu übertragen, ist großartig und könnte Signalwirkung auf unsere gesamte Branche haben.“
Philipp Keil, Head of Packaging Materials Management bei Kneipp
Das Gründerteam von Circleback (v.l.n.r.): Brett Dickey, Doris Schoger, Kimani Michalke. (Bild: Circleback)
Mehrweg statt Pfand
Eine andere Idee, um das Leben von Verpackungen und Materialien zu verlängern, kommt von der Sea Me GmbH. Für die eigenen Produktverpackungen setzt das Hamburger Unternehmen auf das Mehrwegsystem zerooo. In über 900 Geschäften in Deutschland und Österreich können die Verpackungen abgegeben werden. Gesammelt werden sie dann an Sea Me zurückgebracht, gereinigt und wieder neu befüllt. Ziel von Sea Me ist es, keinerlei Müll zu verursachen. Damit das gelingen kann, muss das System um weitere Kategorien, Marken und Abhol- und Abgabepunkte erweitert werden.
Hier stehen die beiden Ansätze vor einer ähnlichen Herausforderung: Damit sowohl Pfand- als auch Mehrwegsystem funktionieren können, sind die Unternehmen auf Partner im Handel sowie die Verbraucherinnen und Verbraucher angewiesen.
Im Dreiklang
„Wir alleine, als junges Start-Up, können mit der eigenen Marke und einem Marktanteil von wenigen Prozentpunkten keinen nennenswerten Unterschied im Kampf gegen die Vermüllung realisieren. Aber wenn es uns gelingt, etablierte Kosmetikmarken ins Mehrwegsystem zu holen, die bereits mit hohen Marktanteilen unterwegs sind, dann können wir einen großen Teil der Drogerieprodukte vom Einwegmüll befreien! Mit der eigenen Marke Sea Me haben wir somit die Mehrweg-Infrastruktur gemeinsam mit unseren Partnern entwickelt. Nun öffnen wir das Mehrwegsystem „zerooo“ für alle Marken, die eine langfristig angelegte und ernst gemeinte Nachhaltigkeitsstrategie zur eigenen Orientierung aufweisen. Und wir sind sehr stolz, dass wir mit den ersten renommierten Marken Pilotprojekte durchführen.“
Lars Buck, Gründer Sea Me GmbH
Aktuell findet sich der Pfandautomat von Circleback im Edeka Monch im ALEXA in Berlin. (Bild: Circleback)
Die nachhaltigen Lösungen halten Vorteile für den Handel, Verbraucherinnen und Verbraucher und die Umwelt bereit. Werden Verpackungen zurückgeführt und als wiederverwendbarer Rohstoff angesehen, landen sie nicht in der Umwelt, sondern bleiben im Kreislauf und können anstelle von Primärrohstoffen eingesetzt werden. Wenn die Verpackungen in vielen Geschäften abgegeben werden können, bedeutet das wenig Aufwand für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Über die Circleback-App erhalten Kundinnen und Kunden außerdem 20 Cent pro Kunststoffverpackung, die sie am Pfandautomaten abgeben.
Partnermarken erhalten hingegen ihr „eigenes“ Rezyklat wieder. Einige Supermärkte und Drogerien haben bereits Interesse an dem Konzept angemeldet und auch zerooo kann sich über immer mehr Geschäfte freuen, in denen die Verpackungen abgegeben werden können. Es tut sich also was beim Thema Pfand und Mehrweg – jetzt auch im Bereich Kosmetik!