Denken Ihre Kunden es ist effektiver, mit Frauen über Frauen zu sprechen?
Nein. Dann könnten sie ja einfach ihren eigenen Mitarbeiterinnen besser zuhören. Die haben oft längst die Antworten, doch kein Mensch hört ihnen zu. Uns fragt man jedoch nicht als Frauen, sondern als Expertinnen. Expertise, außerhalb der Linie, als Stabstelle sozusagen, wird auch in männlichen Strukturen sehr gut akzeptiert.
Werden Sie viel in Verpackungsfragen konsultiert?
Viel zu wenig! Wir können zu Verpackungsdesign Aussagen treffen, weil wir zu Design generell Untersuchungen gemacht haben. Ein Beispiel: Für einen Kunden aus dem Möbeldesignbereich haben wir überlegt, was ein Möbel eigentlich männlich oder weiblich macht und sind darüber auf Design im Allgemeinen gekommen. Aus diesem Kriterienkatalog lassen sich Aussagen zu Verpackung ableiten.
Könnten Sie da ein paar Kriterien verraten?
Auf Seite 81 meines neuesten Buches „Was Männer und Frauen kaufen“ sind sie aufgelistet: Form, Größe, Material und Materialtemperatur spielen eine Rolle. Oberflächenstrukturen, Farben, Ornamentik natürlich auch, Gewicht, der technische Grad, und teilweise auch die aufgerufenen Stilepochen. Frauen fühlen sich häufig vom Gegenteil dessen angesprochen, was Männern gefällt. Wenn man die einzelnen Merkmale miteinander verquickt, kann man wie mit einem Schieberegler Gegenstände sehr weiblich oder sehr männlich machen. Daraus ergibt sich viel Spielraum. Wenn etwas gerade, eckig und kantig ist, und diese Merkmale auch noch geballt auftreten, wirkt das extrem maskulin, während runde Sachen tatsächlich eher weiblich wirken. Überträgt man das auf Verpackung, auf Formen, Größen, Farben, Oberflächen und Bilder, hat man ein Füllhorn von Möglichkeiten gezielt zu designen.
Unabhängig von einem Zeitgeschmack?
Es gibt doch auch in der Gestaltung Moden. Deswegen erwähnte ich eingangs Stilepochen. Doch es gibt recht zeitunabhängige Merkmale. Vor ein paar Jahren hatten mit Apple weiße Produkte gegenüber schwarzen, weiße Verpackungen gegenüber schwarzen, großen Aufwind. Design- und Werbeagenturen priesen das als Paradigmenwechsel. Es war aber nur für einen bestimmten Zeitpunkt, für bestimmte Produkte so und verschwand wieder. „Das Weiße“ wurde nur in ein oder zwei Dimensionen gespielt. Der Zeitgeist spielt immer nur bei einem Teil der Varianten eine Rolle. Man wird nie einem Mann in einer Verpackung mit abgerundeten Ecken ein technisches Gerät mit rosa Elementen verkaufen können. Das widerspricht einfach dem männlichen Selbstverständnis. Das würden sie mit der Kneifzange nicht anfassen.