Verpackungen stehen heute oft in der Kritik, vor allem, wenn sie aus Kunststoff hergestellt sind. Es geht dann um zu viel Müll, CO2-Emissionen und den Ressourcenverbrauch. Darüber wird häufig ihre wichtigste Funktion vergessen: Produkte zu schützen, so dass sie unbeschadet beim Verbraucher ankommen. Denn dafür sind Verpackungen unverzichtbar. Sie machen Waren erst transport- und lagerfähig, stellen Hygiene, Qualität, Echtheit und Unversehrtheit von Gütern sicher - insbesondere Lebensmittel und Pharmaprodukte, aber auch viele andere Waren würden ohne Verpackung ungenutzt im Müll landen. Produktsicherheit ist daher ein großes Thema in der Verpackungsindustrie und stand natürlich auch bei den Ausstellern der interpack im vergangenen Jahr im Fokus.
Eine gute Verpackung schützt ihren Inhalt optimal, das ist ihre Hauptaufgabe. Wohl nirgends wird das so deutlich und ist das so wichtig wie im Bereich Lebensmittel. Innovative und intelligente Verpackungslösungen tragen entscheidend dazu bei, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden. Auf der interpack erfuhren die Besucherinnen und Besucher im vergangenen Jahr unter anderem, wie Lebensmittelverluste während des Abfüllprozesses minimiert werden, wie eine zuverlässige Produktinspektion und hochwertige Versiegelung gelingt oder wie unerwünschte Kontaminationen vermieden werden können.
Was häufig in der Verpackungsdebatte nicht auftaucht: Nur ein geringer Anteil der Klimawirkungen von Produkten, insbesondere von Lebensmitteln, geht auf die Verpackung zurück. Eine Butterverpackung trägt beispielsweise nur 0,4 Prozent zum CO2-Fußabdruck des Gesamtprodukts bei, eine Milchtüte rund vier Prozent. Berücksichtigt wird dabei der gesamte Lebenszyklus der Verpackung, also auch ihre Entsorgung, wie die Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt (AGVU) in einer Studie ermittelt hat. Der weitaus größte Anteil der Klimawirkung entfällt also auf das verpackte Produkt selber. Doch weltweit gehen jährlich rund ein Drittel der produzierten Lebensmittel in der Wertschöpfungskette verloren oder werden verschwendet. Dagegen will die 2011 von der Messe Düsseldorf und der interpack ins Leben gerufene SAVE FOOD Initiative angehen. Verpackungen spielen in ihren Programmen eine wichtige Rolle.
Sichere Lebensmittelverpackungen
Noch immer werden Lebensmittel in Kunststoff-Mehrschichtverbunde verpackt, denn die verschiedenen Schichten lassen sich gut an die Schutzbedürfnisse des jeweiligen Produkts anpassen. Multilayerverpackungen sind aber derzeit nicht recyclingfähig und landen daher auf der Deponie oder werden thermisch verwertet. In dem Forschungsprojekt Circular FoodPack, das noch bis 2024 läuft, arbeiten Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts IVV gerade daran, Lebensmittelverpackungen im geschlossenen Kreislauf zu recyceln und für den direkten Lebensmittelkontakt einsetzbar zu machen. Sie entwickeln dazu innovative Monomaterial-Verpackungen, die den Mehrschichtverbunden in ihrer Schutzfunktion nicht nachstehen, aber eine Kreislaufschließung durch Recycling und Wiedereinsatz ermöglichen.
Um Rezyklate wieder in Lebensmittelverpackungen verwenden zu können, müssen strenge gesetzliche Vorgaben eingehalten werden. Die europäische Verordnung 2022/1616 über Materialien und Gegenstände aus recyceltem Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, fordert nachweisbare funktionelle Barrieren für den Wiedereinsatz in Lebensmittelverpackungen. Das Fraunhofer IVV hat deshalb eine Screening Methode für funktionelle Barriereschichten entwickelt, die die Migration von unerwünschten Stoffen in Lebensmittel verhindern sollen. Dazu wurden als Barriereschicht dünne organische und anorganische Beschichtungen untersucht und im weiteren Projektverlauf im Einsatz getestet.