Neben dem Megatrend Nachhaltigkeit dominierte die Digitalisierung auch in diesem Jahr die Verpackungsindustrie. „Digitale Technologien“ waren dann auch eines der Hot Topics auf der diesjährigen interpack. Vor allem der zunehmende Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) sorgt für völlig neue Möglichkeiten in allen Bereichen der Branche.
Im Oktober 2023 haben beispielsweise die ersten KI-Pilotprojekte des Green-AI Hub Mittelstand, einer Initiative des Bundesumweltministeriums, ihre Arbeit aufgenommen. Im Rahmen des Projektes entwickelten KI-Expertinnen und Experten über sechs Monate nachhaltige KI-Anwendungen zunächst für fünf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und setzen diese jetzt auch gleich vor Ort gemeinsam mit den Firmen um - eine Besonderheit der Initiative. Bis Ende 2025 sind bis zu 20 Pilotanwendungen vorgesehen. Die dabei entwickelten Lösungen werden weiteren Unternehmen frei zugänglich als Open-Source-Lösung zur Verfügung gestellt. An der ersten Pilotphase nimmt auch ein Verpackungsunternehmen teil: Das Familienunternehmen 4Packaging aus Dissen (Niedersachsen) produziert Tiefdruckzylinder für die Bedruckung von Verpackungen. Dabei werden die Zylinder in chemische Bäder getaucht und mit Kupfer überzogen, deren Güte ein zentrales Qualitätskriterium ist. Mit KI soll während des Prozesses der Ressourceneinsatz reduziert und fehlerhafte Drucke vermieden werden.
Der europäische Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe sieht in künstlicher Intelligenz und Digitalisierung die Schlüssel, um den ökologischen Fußabdruck in der Kunststoffindustrie zu reduzieren und einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Kunststoffwertschöpfungskette zu leisten. KI-Algorithmen beschleunigen beispielsweise die Entwicklung umweltfreundlicherer Materialien mit verbesserten Eigenschaften wie Haltbarkeit und Umweltverträglichkeit. Durch präzise Steuerung und Kommunikation von Maschinen können darüber hinaus Produktionsabläufe optimiert werden, wodurch der Energieverbrauch während der Kunststoffverarbeitung sinkt. Und dank KI und Digitalisierung wird auch der Recyclingprozess effizienter gestaltet. Moderne Sortieranlagen setzen bereits digitale Markierungen und KI-Algorithmen ein, um Kunststoffabfälle automatisch zu klassifizieren.
„Die fortschreitende Digitalisierung der Kunststoffindustrie eröffnet ein neues Kapitel der Innovation und Nachhaltigkeit. Unternehmen, die diese Technologien optimal nutzen, werden in der Lage sein, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und gleichzeitig wettbewerbsfähige Produkte auf den Markt zu bringen. Insgesamt tragen KI und die Digitalisierung erheblich dazu bei, den gesamten Kreislaufprozess effizienter zu gestalten, bessere Produkte zu designen, Materialeinsatz aber auch Abfälle zu reduzieren. Unser Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit zu erhalten und gar zu verbessern, und dabei die Auswirkungen der Kunststoffindustrie auf die Umwelt deutlich zu verringern.“
Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer Plastics Europe
Wertschöpfungskette digitalisierenDurch Vernetzung, Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitsabläufe sowie durch den Umstieg auf nachhaltigere Verpackungsmaterialien und Produktionsprozesse mache sich die Verpackungswelt aktuell auf den Weg in eine grundlegende Umgestaltung, meint Maschinenhersteller Bobst. Er stattet jetzt alle neu in den Markt gelieferten Maschinen mit seiner Cloud-basierten Daten- und Remote-Service-Plattform Connect aus und will so seinen Kunden die digitale Transformation ihrer Prozesse erleichtern. Diese können damit jederzeit und mit beliebigen Endgeräten die Produktionsdaten und weitere Informationen zu den Maschinen abrufen. Im ersten Schritt stellte das Tool vor allem Funktionen für die Überwachung der wichtigsten Maschinendaten zur Verfügung. Die neueste Ausbaustufe bietet darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten für die effiziente Steuerung und Optimierung der Produktion in Echtzeit.