Das Thema Kreislaufwirtschaft hat in diesem Jahr noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen. Es wurde vor allem durch den Ende 2022 vorgelegten Vorschlag der Europäischen Kommission zur geplanten EU-Verpackungsverordnung bestimmt, der die gesamte Wirtschaft betrifft und entsprechend kontrovers diskutiert wird. Aber auch die Verbände und Unternehmen der Verpackungswirtschaft treiben die Kreislaufwirtschaft mit eigenen innovativen Entwicklungen und Ideen voran. Natürlich war Circular Economy auch das Top-Thema der diesjährigen interpack. Lösungen für ein effektives Recycling und der Einsatz von Rezyklaten in der Verpackungsherstellung standen auf der Messe im Fokus zahlreicher Aussteller.
interpack-Präsident und Theegarten-Pactec-Geschäftsführer Markus Rustler betont die Bedeutung von nachhaltigeren, kreislauffähigen Verpackungsmaterialien, sieht aber auch Herausforderungen für die Industrie. „Ein spannendes Thema ist beispielsweise der Einsatz von Rezyklaten: Wenn jetzt alle Hersteller weltweit auf dieses Thema aufspringen, haben wir dann noch genug Rezyklat zur Verfügung? So gut diese Bemühungen auch sind: In der westlichen Welt mag das noch klappen, weil wir mehr oder weniger gut funktionierende Wertstoffsysteme haben, um Verpackungsmaterial wiederzuverwerten. Aber was ist mit den wirklich großen Märkten wie Asien, Afrika oder auch Südamerika? Hier sind wir weit von einer funktionierenden Kreislaufwirtschaf entfernt, um Material wiederzuverwerten. Das wird aus meiner Sicht auch noch Jahrzehnte dauern, bis es soweit ist. Aber wir müssen trotzdem damit anfangen – je früher, desto besser“, sagte er im Vorfeld der interpack.
Und so geht es heute immer dringender darum, so wenig nicht verwertbaren Abfall wie möglich zu produzieren und damit wertvolle Ressourcen zu schonen. Die EU-Kommission plant mit ihrer so genannten Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR) verbindliche Vorgaben für Verpackungen und Verpackungsabfälle aller Materialien, die auf dem europäischen Markt in Verkehr gebracht werden. Mit der Novelle verfolgt die EU-Kommission vor allem drei Hauptziele: Verpackungsmüll soll erst gar nicht entstehen, indem unnötige Verpackungen eingeschränkt und wiederverwendbare und nachfüllbare Verpackungslösungen gefördert werden. Ein geschlossener Recyclingkreislauf soll dafür sorgen, dass alle Verpackungen auf dem EU-Markt bis 2030 auf wirtschaftlich tragfähige Weise wiederverwendbar oder recycelbar sind. Und um den Bedarf an Primärrohstoffen zu senken, soll ein funktionierender Markt für Sekundärrohstoffe geschaffen werden und durch verbindliche Ziele der Anteil recycelter Kunststoffe in Verpackungsmaterialien erhöht werden.
Der Gesetzentwurf wird seit Monaten intensiv und kontrovers diskutiert. Fast 3.000 Änderungsvorschläge wurden allein im federführenden Umweltausschuss des EU-Parlaments gelistet. Das Gesetzgebungsverfahren hat bereits in diesem Jahr begonnen. Ob der anschließende Trilog-Prozess, in dem der Europäische Rat, das Parlament und die Kommission einen finalen Kompromiss finden müssen, vor der nächsten Europawahl im Juni 2024 abgeschlossen sein wird, ist ungewiss.