Corona als Chance für die Verpackungsindustrie?

Die weltweite Pandemie mit dem Coronavirus droht ganze Branchenzweige zu vernichten. Besonders hart getroffen sind Reise-, Veranstaltungs-, Gastronomieunternehmen sowie Kulturschaffende und Klubbetreiber.

Mit der Entscheidung, die Verpackungsbranche als systemrelevant einzustufen, erhielten die Unternehmen gegenüber den zuvor genannten Branchen eine gute Ausgangslage. Dass diese in keiner Weise eine Überlebensgarantie darstellt, auf der man sich hätte ausruhen können, machen die Umsatzzahlen der vergangenen Monate deutlich. Denn auf der einen Seite haben Sonderaufträge für einen Mehrumsatz gesorgt. Allerdings sind auf der anderen Seite gleichzeitig die Kosten für Logistik, Produktion, Rohstoffe und Verpackungsmaterialien sowie im Bereich Personal angestiegen. Bei der Fracht ist sogar die Rede von Aufschlägen bis zu 200 Prozent.

VERPACKER NUTZEN CHANCEN BEI FARMAPRODUKTEN

Offensichtliche Profiteure der Krise sind der Onlinehandel und die Pharmabranche. Mit zunehmender Produktnachfrage steigt auch der Bedarf an produktgerechten Verpackungen.

Ein Verpackungsunternehmen, dass bereits zu Beginn der Coronakrise seinen Fokus auf die Arzneimittelwirtschaft richtete, war Mondi. So hat das Verpackungs- und Papierunternehmen Anfang April 2020 seine Produktionslinien im Werk im deutschen Gronau so umgestellt, dass anstatt von Babywindeln und Damenhygieneartikeln stattdessen Haltebänder für Gesichtsmasken hergestellt werden konnten. Die dreilagigen Bänder aus Vliesstoff wurden mit einer laminierten haltebänderelastischen Kunststofffolie ergänzt und ersetzen gummierte Bänder, deren Herstellung im Vergleich langsamer ist.

Knapp zwei Monate später, Ende Mai 2020, ging Mondi in Kooperation mit dem Johner Institut einen Schritt weiter und stellt seitdem selbst medizinische Gesichtsmasken her. Das neueste Modell Typ II R besteht aus einem In-house produzierten Meltblown-Filtervlies und soll mit einer bakteriellen Filterleistung von 98 Prozent über der von Baumwollstoffen liegen. Die Gesichtsmasken werden einzeln als hygienisches Einwegprodukt im Kunststoffbeutel verpackt und können aus dem eigens produzierten Faltschachtelkarton bequem entnommen werden.

TESTKIT-VERPACKUNG FÜR COVID-19 TESTPATRONEN

Dass in Zeiten wie diesen die Flexibilität in der Produktion besonders in der medizinischen Industrie von hoher Bedeutung ist, zeigt auch die Entwicklung einer Verpackung, die Mondi für das Coronavirus-Testkit mit SARS-CoV-2-Testpatronen von QIAGEN produziert.

„Bei Mondi Korneuburg haben wir unsere Produktionsplanung angepasst, um Qiagen bei der steigenden Nachfrage zu unterstützen“, erklärt Eveline Wagner, Geschäftsführerin von Mondi Korneuburg.

Der weiße, unbedruckte, mehrschichtige Standbodenbeutel besteht aus dreischichtigem Hochbarriere-Laminat aus einem PET/Alu/PE-Aufbau (Polyester, Aluminium, Polyethylen) und soll die Testkits insbesondere vor Licht und Feuchtigkeit schützen.

Im Kampf gegen COVID-19 hat auch die Stevanato-Gruppe in die Versorgung mit medizinisch dringend benötigten Verpackungsprodukten investiert. Der Hersteller von Primärverpackungen aus Glas und Anbieter integrierter Kompetenzen für Drug-Delivery-Systeme hat nach Angaben von CEO Franco Stevanato seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie „alle verfügbaren Bestände bereitgestellt, um (…) Lieferungen an die Pharmaunternehmen zu sichern". Um den Bedarf für Massenimpfkampagnen zu sichern sowie die Anlaufphase zur Industrialisierung entsprechender Impfstoffe zu unterstützen, hat Stevanato besonders in die Produktionskapazität von Fläschchen aus Borosilikatglas investiert. Typ-I-Borosilikatglas ist das bewährteste und am weitesten verbreitete Material, das für die Lagerung und Verabreichung von Impfstoffen auf der ganzen Welt verwendet wird.

Für erhöhte Sicherheit und Anwenderfreundlichkeit sorgt auch das Stevanato Twist-Off-Verschlusssystem SG ITC (Integrated Tip Cap) bei Medikamentenabfüllung von Impfstoffen, Hyaluronsäure, Biotech-Medikamenten und anderen viskosen Produkten.

Der integrierte Tip-Cap-Verschluss besteht aus zwei Komponenten, bei denen die Elastomerkomponente in die Kunststoffkappe eingesetzt und mit einem Luer-Lock-Adapter zusammengeschraubt auf die Spritze vormontiert wird. So soll im Vergleich zu herkömmlichen Luer-Cone-Systemen mit dieser Lösung mehr Stabilität erreicht und das Medikament entsprechend besser geschützt werden.