April 2015 – Der Onlinehandel boomt. Auch Hersteller von Verpackungen aus Papier und Pappe ziehen ihren Nutzen aus der steigenden Nachfrage, wird doch ein Großteil der Produkte in Kartons versendet. Häufig jedoch scheint die Verpackung unnötig voluminös und in unverhältnismäßiger Relation zu ihrem Inhalt zu stehen. Mitarbeiter des Dortmunder ‚Fraunhofer-Institutes für Materialfluss und Logistik’ allerdings sehen darin gute Gründe: erstens die Stapelbarkeit der Pakete beim Transport und zweitens die Kostenersparnis bei der Produktion großer Stückzahlen wie auch bei der Einrichtung von Verpackungsmaschinen für Einheitsgrößen. Drittens profitiert der Verbraucher, wenn seine Ware besser geschützt wird.
Kartons – Verpackungen der Zukunft
Nach dem Ergebnis einer repräsentativen Untersuchung sind Pakete des Online-Warenhandels durchschnittlich doppelt so umfangreich wie die enthaltene Ware, in nicht wenigen Fällen steigt der Luftanteil sogar auf 80 Prozent. Leer allerdings bleibt der Zwischenraum nicht: Zusammengeknüllte Tageszeitungen oder hochwertiger Schaumstoff, Polystyrol-Chips oder Holzwolle sorgen als Füllmaterialien für die Entgegennahme eines einwandfreien Artikels durch den Verbraucher.
Nicht wenige Branchenkenner wollen in Pappkartons die Verpackung der Zukunft erkennen: Praktisch zusammenzufalten, trotz geringen Gewichtes extrem robust und aufgrund ihrer Wiederverwertbarkeit besonders nachhaltig. Konkurrenz jedoch ist nicht weit: Neben Kleidung werden auch Lebensmittel vermehrt in Folien und Beuteln geliefert. PE-Flachbeutel beispielsweise eigenen sich aufgrund ihrer Schutzfunktion, Leichtigkeit und einfachen Entsorgung optimal zum Versand von Textilien. Auch für Tiefkühlkost werden die gefrierbeständigen Beutel gerne genutzt.
Ein Großteil der verschickten Versandkartons ist in Deutschland auf Retouren zurückzuführen. Nach eigenen Angaben erhält das Modeversandhaus ’Zalando’ im Durchschnitt vier von fünf versandten Schuhkartons mit der Ware zurück, Otto gibt die Quote seiner Rücksendungen mit rund 50 Prozent an - nach Expertenansicht soll diese bei Textilien deutschlandweit bei mehr als zwei Dritteln liegen. Dennoch lohnt das Geschäft für die Onlinehändler – vor allem seit der Neuregelung für Widerrufe im Fernversand vom vergangenen Juni. Seitdem müssen sich Kunden in Deutschland den EU-Richtlinien anpassen und ihren Widerruf schriftlich begründen und die Portokosten auch bei einem Warenwert von mehr als 40 Euro übernehmen.
Manche Onlinehändler bestehen allerdings erst dann auf ihrem Recht, wenn der Verdacht eines Betrugs naheliegt – wie bei fehlenden Sicherheitsetiketten oder Gebrauchsspuren. Nicht umsonst wird bei Hermes beispielsweise in drei Schichten an sechs Tagen in der Woche nur an Retouren gearbeitet – mehr als 50 Millionen Produkte gehen jährlich durch die Hände der 1.200 Beschäftigten allein im Hamburger Werk.
Versandkarton als beliebtes Werbemittel
Gemessen am deutschlandweiten Gesamtumsatz der Verpackungsindustrie fiel der Anteil der reinen Versandhüllen im vergangenen Jahr dennoch vergleichsweise gering aus. So hat sich die Branche das Ziel gesetzt, Pappkartons weiter zu optimieren. Durch eine noch höhere Belastbarkeit und insbesondere durch die Nutzung als Werbefläche. Ein knappes Drittel aller Händler setzt bereits auf den Marketingwert von Versandpaketen und bedruckt die Kartons mit Logos oder Werbebotschaften.