Verpackung ist Kunst

Ein Kunststück ist die Verpackung ja sowieso: Wie sie es schafft, auf allerhand Bedürfnisse, die richtige Antwort zu finden, zeigt wie komplex und wie genau die Entwicklung einer Verpackung eigentlich ist. Nun gehen wir einmal weg von der Funktionalität und betrachten nur das Objekt an sich. Die reine Schönheit liegt ja sprichwörtlich im Auge des Betrachters. Und so unterschiedlich die Geschmäcker auch sein mögen, so zahlreich sind auch die schönen Hüllen, die Designer rund um den Globus für Verpackungen aller Art entwerfen. Kunstvoll geschwungene Glasflakons für die edelsten Tropfen – ob nun für den Hals äußerlich oder innerlich gedacht, samtige oder glatt polierte Oberflächen, minimalistische Grafiken, auffallende Farben – bei Verpackungen dürfen sich Designer so richtig austoben, vorausgesetzt das Budget und die Anforderungen stimmen.

Ob Frühling, Sommer, Advents- oder Osterzeit, Fußballweltmeisterschaften oder Olympia – das Jahr hält genügend Gelegenheiten bereit, um besondere limitierte Verpackungen in ausgefallenem Design unter Beteiligung von weltbekannten Künstlern zu kreieren. Gern genommen werden Verpackungen hochpreisiger Produkte; zum Beispiel bei Parfums oder Spirituosen und auch bei Weinen. Aber auch ganz schnödes Wasser lässt sich kunstvoll verpacken. Ein viel zitiertes und immer noch herausragendes Beispiel für eine äußerst kunstvolle Verpackung ist die Serie von Evian. Bereits seit 2007 gönnt sich der französische Mineralbrunnen jährlich eine neue exklusive Verpackung mit Kunstwerken unterschiedlicher Künstler und Designer. Zur Liste der VIPs zählen Jean Paul Gaultier, Paul Smith, Issey Miyaki, André Courrège, Diane von Fürstenberg, Ellie Saab, Kenzo, Alexander Wang und Christian Lacroix, der damals die erste Flasche verschönerte und nun anlässlich des zehnjährigen Jubiläums erneut zum Zuge kam.

Wie nicht die Verpackung selbst zum Kunstwerk wird, sondern durch sie ein Kunstwerk entsteht, hat der Werbefotograf Tom Seelbach in seinem Fotoprojekt „Poesie der Verpackung“ als zentralen Gedanken aufgenommen. So werden aus Massenprodukten individuelle Modelle, die unsere Fantasie beflügeln, heißt es im Begleittext zur Ausstellung, die kürzlich auf der interpack in Düsseldorf einem Weltpublikum präsentiert wurde. Da türmen sich Kartonagen zu Wolkenkratzern, aus Plastikschüsseln und Einwegbechern erwachsen Türme und aus Wellpappe werden architektonische Bekanntheiten wie die tanzenden Türme von Hamburg, die Gardens by the Bay in Singapur oder der Burj Khalifa in Dubai. Zur gezielten Inszenierung nutzt Seelbach allein Licht und Schatten; auf digitale Effekte verzichtet der Wahlhamburger aus dem Westerwald gänzlich.

Aus Verpackungen andere Objekte zu machen, war auch die Idee der Macher des Kult-Drinks True Fruits. Die schlichten und gleichzeitig edlen Glasflaschen sind schon allein ein Hingucker. Aber darüber hinaus noch praktische Bauteile für Gewürzgläser, Essig- und Ölspender, Vasen, Lampen und – ja wirklich: Musikboxen. Bekannt geworden unter dem Stichwort Upcycling ist der Trend, aus Verpackungen, die nicht mehr benötigt werden, sinnvolle neue Produkte zu kreieren. Passend zu den coolen Sprüchen auf ihren Flaschen haben auch die Gründer des erfolgreichen Saftladens das richtige Näschen gehabt und schon frühzeitig in ihrem Onlineshop Zusatzprodukte angeboten, mit denen ihre Flaschen aufgepimpt werden können. Trinkaufsatz, Streuer, Ausgießer, Spender und sogar ein Teesieb wird zur Ergänzung angeboten. Wenn das mal nicht sinnvolle Verpackungsergänzungen sind...