Viren auf Verpackungen?

Zu Beginn der Corona-Pandemie gingen Wissenschaftler und Virologen noch vermehrt von Schmierinfektionen bei der Übertragung der SARS-CoV2-Viren aus. Heute heißt es mehrheitlich: Das Virus liegt in der Luft. So erklärt das Robert Koch Institut (RKI) auf seiner Website: „Der Hauptübertragungsweg für SARS-CoV-2 ist die respiratorische Aufnahme virushaltiger Partikel, die beim Atmen, Husten, Sprechen, Singen und Niesen entstehen.“ Über die sogenannten Aerosole verbreiten sich demnach virushaltige Partikel von Mensch zu Mensch.

Dennoch sei, laut RKI eine Übertragung durch kontaminierte Oberflächen, insbesondere in der unmittelbaren Umgebung von infektiösen Personen nicht auszuschließen, da vermehrungsfähige SARS-CoV-2-Viren unter Laborbedingungen auf Flächen einige Zeit infektiös bleiben können. Doch betrifft das auch Verpackungen? Muss davon ausgegangen werden, dass Verpackungen ein erhöhte Infektionsrisiko bei COVID-19 darstellen?

Auch wenn die Übertragung von SARS-CoV-2 noch lange nicht vollständig verstanden ist, heißt es aus der Fachwelt: Von Verpackungen geht kein erhöhtes Infektionsrisiko bei der Corona-Pandemie aus. Verbraucherschutzverbände raten dennoch dazu, beim Umgang mit Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen die allgemeinen Hygieneregeln im Alltag wie etwa regelmäßiges Händewaschen weiterhin zu beachten.

Einige Menschen machen sich Sorgen, ob man sich mit dem SARS-CoV-2-Virus infizieren kann, wenn es an Oberflächen wie etwa an Verpackungen haftet und überlegen, sie nach dem Einkauf zu waschen oder zu desinfizieren.

Martin Lappann, Microbiology Manager beim Verpackungsunternehmen Tetra Pak rät davon ab und beruhigt. Viren würden sich nur im infizierten menschlichen (oder tierischen) Wirt vermehren. Im Gegensatz dazu könnten Bakterien oder Schimmelpilze, sofern die Bedingungen stimmen, an vielen Orten wachsen.

„Das Virus wird von seinem Wirt durch Husten oder Niesen oder durch Berühren eines Objekts freigesetzt. Nachfolgende Infektionen, die sich aus der Aufnahme des Virus von einer kontaminierten Oberfläche ergeben, sind äußerst unwahrscheinlich, da eine Virusinfektion erst durch eine hohe Anzahl infektiöser Viruspartikel (…) verursacht wird. Die für eine Infektion erforderliche Anzahl Viruspartikel lässt sich nur schwer von einer kontaminierten Oberfläche aufsammeln, da das SARS-CoV-2-Virus auf Oberflächen außerhalb des Wirts schnell inaktiv wird“, erklärt der Experte.

Es bestehe lediglich ein vernachlässigbares Risiko, dem man, so Lappann, durch standardmäßige Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen und das Vermeiden von Berührungen von Mund, Nase und Augen vorbeugen kann.

Bestätigt werden Lappans Schilderungen u.a. durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus durch Lebensmittel, Lebensmittelverpackungen oder Tüten wird als sehr gering eingestuft und es gibt bisher keine bestätigten Fälle einer COVID-19-Erkrankung, bei denen der Verdacht bestünde, dass die Infektion durch Berührung von Lebensmitteln, Lebensmittelverpackungen oder Einkaufstüten ausgelöst worden sei.