Unsichtbarer Barcode könnte Verpackungsmarkt revolutionieren

Experten sind sich einig: Nicht mehr lange, und Verpackungsdesigner dürfen ihrer Kreativität wieder freien Lauf lassen, ohne auf das mitunter störende Element eines schwarz-weißen Barcodes Rücksicht nehmen zu müssen. Eine in Fachkreisen hochgelobte Neuentwicklung aus Oregon ersetzt die herkömmlichen Abbildungen durch unsichtbare Wasserzeichen-Gitternetze. Die Global Trade Item Number (GTIN) wird verschlüsselt und inklusive zahlreicher weiterer Informationen unzählige Male auf der Verpackung angebracht. Während das menschliche Auge den Digimarc Barcode des gleichnamigen Technologiekonzerns nicht wahrnehmen kann, erfassen mit spezieller Software ausgestattete Kamerascanner die Produktdetails auf Anhieb. So werden Artikelnummer und Preis ohne Zeitverzögerung erfasst und erlauben eine bislang ungekannte Kommunikationsmöglichkeit zwischen Waren, Händlern und Konsumenten.

Die neue Variante der Kennzeichnung kann mit einigen Vorteilen gegenüber den konventionellen Codes punkten:

• Zeitersparnis beim Kassiervorgang
  Strichcode muss nicht gesucht und positioniert werden. Scanner können mehrere Produkte gleichzeitig erfassen.
• Optimales Marketing dank Abruf diverser Informationen
  Mobile Endgeräte können mittels Kamera und spezieller App weitere Produktdetails wie Mindesthaltbarkeit, aber auch Rabattaktionen, Bewertungen anderer User oder Rezeptvorschläge bei Lebensmitteln abrufen. Darüber hinaus ist eine sofortige Verbindungsmöglichkeit zu Social-Media-Kanälen gegeben.
• Effiziente Logistik
  Verpackungslayout ohne Platzverlust. Identifikation von Chargen, Serialisierungsoptionen, bessere Rückverfolgbarkeit. Ansprache vielfältiger Zielgruppen.

Zwar sind zur Herstellung der unsichtbaren Codes keine speziellen Tinten oder komplexe Druckvorgänge vonnöten. Doch die kamerabasierten Scanner sind hochpreisig in der Anschaffung. Darüber hinaus lassen sich die auf den derzeitigen weltweit gültigen Barcode abgestimmten IT-Systeme nicht von heute auf morgen umstellen. Schließlich bezweifeln Kritiker zudem das problemlose Einlesen der Codes und ein Erkennen von Lesefehlern. Auch die Option der Kennzeichnung loser Ware ist in ihren Augen nicht gegeben.

Genau vier Jahrzehnte lagen zwischen der Einführung des ersten Strichcodes auf einer Wrigley’s Kaugummi-Verpackung und der Vorstellung des unsichtbaren Nachfolgers im Jahr 2014. Letztgenannte Idee fand rasch Interessenten – und wird aktuell bereits vereinzelt von Fachhändlern eingesetzt. Denn diese sind gegenüber internationalen Marken nicht darauf angewiesen, dass die gesamte Branche beteiligt sein muss. Die Supermarktketten Wegmans aus den USA sowie die deutsche Rewe Gruppe präsentieren sich als Pioniere auf dem Feld der innovativen Technik und nutzen die Scanner von Hersteller Datalogic schon jetzt für ihre hauseigenen Produkte. Einzelhandelskonzern Walmart hat eine Testphase gestartet, und Software-Entwickler GS1 Germany kooperiert mit der Digimarc Corporation, um seinen Kunden die Wahl zu ermöglichen, ihre Artikelnummern auch unsichtbar verschlüsseln zu lassen.