Neue Biokunststoffe: Revolutionen auf dem Verpackungsmarkt?
Robust und leicht, hitze- und kältebeständig Juli 2015 – Das Resultat der intensiven Zusammenarbeit zwischen dem Verpackungslösungsspezialisten ‚Alpla’ aus Österreich und dem holländischen Chemiekonzern ‚Avantium’ wird als Verpackungsmaterial der Zukunft gehandelt. Das neue Polymer Polyethylenfuran beeindruckt mit zahlreichen Eigenschaften: stabil und zugleich dünnwandig und leicht, hitzebeständig und bei niedrigen Temperaturen produzierbar, zu einhundert Prozent biobasiert und ebenso vollständig recyclingfähig.
Im Jahr 2013 begann ‚Alpla’ mit der Entwicklung des umweltfreundlichen Materials, damals noch in Kooperation mit ‚Coca-Cola’ und ‚Danone’. Dank der neuen Prozesstechnologie aus den Niederlanden gelang schließlich der Durchbruch. Nicht nur die Umwelt, sondern auch die Kunden profitieren. Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Barriere-Eigenschaften des Stoffes verlängert sich die Haltbarkeit der verpackten Lebensmittel um ein Vielfaches, und die Geschmacksneutralität bleibt gewahrt. Bislang scheiterten biobasierte Verpackungsmaterialien im Bereich von Speisen und Getränken oftmals an der niedrigen Abwehrmöglichkeit von Wasserdampf, Sauerstoff oder Aromen. Als Folge verdarben die Verpackungsinhalte innerhalb kürzester Zeit oder übernahmen den Geschmack anderer Lebensmittel.
Moderne Biokunststoffe in der Forschung Neben PEF befinden sich weitere gleichermaßen ökologisch und ökonomisch effiziente Verpackungslösungen in der Entwicklung. So ist es dem Würzburger ‚Fraunhofer-Institut für Silicatforschung’ in dem europäischen Projekt ‚DibbioPack’ (kurz für Development of Injection and blow extrusion molded BIOdegradable and multifunctional PACKages by nanotechnology) gelungen, ein bioabbaubares Beschichtungsmaterial, genannt bioORMOCER®e, herzustellen. Die neuartigen Funktionsschichten basieren auf Biopolymeren, sind reißfest und zudem antibakteriell. Sie eignen sich sowohl für feste Behältnisse als auch für Folien. Aufgetragen wie ein Lack, lässt das Material weder chemische Substanzen an den Verpackungsinhalt heran noch Aromen oder andere bedeutende Stoffe entweichen. Die erste Testphase wurde erfolgreich beendet, mindestens bis März des Jahres 2016 werden die Einhaltung internationaler Reglements sowie die Alltagstauglichkeit des Materials noch überprüft.
Eine weitere Beschichtung mit hohen Barriere-Eigenschaften mit dem Namen „Tetra Rex®“ stammt aus einer schwedisch-brasilianischen Kooperation. Forscher des Verpackungsherstellers ‚Tetra Pak’ haben mit Unterstützung des Chemiekonzerns ‚Braskem’ einen Weg gefunden, aus Zuckerrohr Ethanol zu gewinnen und in Polyethylen umzuwandeln. Sowohl der Verschluss als auch die Beschichtung des Kartons bestehen aus dem innovativen Material, das dafür sorgt, dass die Lebensmittel weder mit Feuchtigkeit, Sauerstoff noch mit Licht in Kontakt kommen. Der Rohkarton besteht fast gänzlich aus FSC-zertifiziertem Holz. Doch auch auf diese Innovation muss der deutsche Markt noch warten: Es gilt, Kosten zu reduzieren und die Lieferkette zu vereinfachen.