Migration von Mineralölen: Lösungen noch nicht ausreichend genutzt
EXTENDO Hochbarrierefolien schützen Lebensmittel vor Mineralölmigration. Foto: Taghleef Industries
Migration von Mineralölen: Lösungen noch nicht ausreichend genutzt
Die Sicherheit von Lebensmitteln ist ein sensibles Thema und hat in der Verpackungsbranche höchste Priorität. Seit einiger Zeit wird in der Öffentlichkeit und seitens der Politik das Thema Mineralölbelastung von Lebensmitteln durch mineralölhaltige Tinten diskutiert. Die Unternehmen der Verpackungsindustrie haben bereits frühzeitig reagiert und bieten zukunftsgerichtete Lösungen für mehr Lebensmittelsicherheit an.
Beispiel 1: Recyclingpapier und -karton.
Der Mineralölgehalt vieler Sorten von Recyclingpapieren und –kartonagen konnte in kurzer Zeit durch konsequentes Aussortieren und die Verwendung von Holzschliff und Frischfasern deutlich reduziert werden.
Konsequentes Aussortieren von belasteten Altpapieren sowie der Einsatz von Holzschliff und Frischfasern hat den Mineralölgehalt vieler Sorten von Recyclingpapieren und -kartonagen in kurzer Zeit verringert. Foto: Lautaberleise / The Grip
Beispiel 2: Barriereeigenschaften
Bei Papier, Karton und Folien gilt: Umso besser die Barriereeigenschaften des Materials sind, umso effektiver kann die Migration von Mineralölen auf Lebensmittel verhindert werden. Schon im Jahr 2014 haben die Unternehmen BASF und Omya eine Barrierelösung für Verpackungen aus Papier und Karton auf einer Polymerbasis entwickelt – genannt: Coater-Ready-Barriere-Lösung. Sie besteht aus Pigmenten, Additiven und funktionalen Dispersionen und schützt vor Migration der umstrittenen Öle.
Algro Guard heißt eine andere Lösung des deutschen Verpackungsspezialisten Sappi. Die papierbasierte Barriereschicht bildet einen Schutz vor Sauerstoff, Wasserdampf wie auch Fett- und Mineralölen. Ein weiterer Vorteil: Die Beschichtung besteht zu einem hohen Anteil aus erneuerbaren Materialien.
Auch der Entwickler und Hersteller von Funktionsbeschichtungen und -lacken Weilburger Graphics bietet neue Möglichkeiten an. 2016 kamen zwei migrationsarme Lacke auf den Markt, die für den Kontakt mit Lebensmitteln vorgesehen sind. Im Stapel lassen sie sich schnell trocknen und zeichnen sich durch gutes Stehvermögen und Scheuerschutz aus.
Der arabische Folienhersteller Taghleef Industries hat mit der BoPP-Folie Extendo einen migrationssicheren Schutz in den Markt gebracht, der zudem eine hohe Dichtigkeit gegen Aromen aufweist.
WEILBURGER Graphics stellte im Rahmen der interpack 2017 zwei neue migrationsarme Lacke vor. Foto: WEILBURGER Graphics
Technologische Möglichkeiten
Für die Erhöhung der Barriereeigenschaften von Verpackungen gibt es unterschiedliche technologische Herangehensweisen. Eine Möglichkeit sind perfluorierte Kohlenwasserstoffe. Sie werden in einer Stärkeflotte aufgebracht, sind öl- und fettresistent und eigenen sich durch ihre Kosteneffizienz auch für die Massenproduktion. Allerdings ist ein Recycling nur schwer möglich. Ähnlich verhält es sich bei der Laminierung von Papieren durch barrieredichte Polyethylenfolien. Die Migrationseigenschaften sind ausgesprochen gut, aber auch hier lässt sich Recycling nur mit hohem Aufwand realisieren.
Gute Mineralölbarrieren versprechen stärkebasierte Barrieren; diese wiederum sind anfällig gegenüber Feuchtigkeit. Der Chemiekonzern Dow präsentierte kürzlich ein neues Produkt namens Rhobarr130. Die acrylatbasierte wässrige Emulsion bringt gute Barriereeigenschaften mit.
Die vielversprechenden Lösungen der Verpackungsbranche können aber nur effektiv wirken, wenn sie genutzt werden. Doch solange Lebensmittelhersteller nicht gesetzlich verpflichtet werden, Verpackungen mit Mineralölbarrieren zu verwenden, wird sich an der Gesamtsituation vermutlich nicht viel verändern.