Eine tätowierte Hand hält eine Wasserflasche aus Kunststoff.

Für viele ist die Wasserflasche aus Kunststoff ein täglicher Anblick. Doch wie nachhaltig ist die Verpackung? (Bild: Jonathan Cooper/unsplash)

Wie sinnvoll sind PET-Flaschen?

Kunststoff steht in der Kritik. Hoher CO2-Ausstoß in der Produktion, Verschmutzung der Meere, Wegwerfprodukt. Doch die Vorteile des Materials sind nicht von der Hand zu weisen, etwa in der Getränkeverpackung. PET-Flaschen schützen Getränke zuverlässig und bringen dabei kaum nennenswertes Gewicht auf die Waage. Gerade, wenn die Produkte über weite Strecken transportiert werden, fallen hier weitaus weniger Emissionen an als etwa beim Transport von Glasflaschen. Damit diese Vorteile des Materials noch besser zum Tragen kommen, gilt es, die Nachteile so weit wie möglich einzugrenzen. Eine vielversprechende Möglichkeit verspricht der Ansatz, wie ihn die deutsche Handelsgruppe Schwarz verfolgt.

Zur Unternehmensgruppe gehören unter anderem die Supermarktkette Lidl. In den Märkten werden neben bekannten Markenartikeln auch Eigenmarken angeboten, und zwar ausschließlich in PET-Einwegflaschen. Da in Deutschland auf diese Verpackungen ein Pfand erhoben wird, finden die Flaschen ihren Weg häufig in die Lidl-Filialen zurück, von wo sie an den Abfall- und Recyclingdienstleister Prezero geleitet werden – der ebenfalls zur Schwarz Gruppe gehört. Auf diesem Weg hat die Unternehmensgruppe einen Materialkreislauf etabliert, seit 2021 sind mehr als 60 Artikel der Getränke-Eigenmarken „Saskia“, „Freeway“ und „Solevita“ in Kreislaufflaschen erhältlich.

Der Fernsehmoderator Günther Jauch schaut mit einem Auge durch eine PET-Flasche. Darüber der Schriftzug „Aus Liebe zur Natur?“.

„Aus Liebe zur Natur?“ In Deutschland macht Lidl mit dem Fernsehmoderator Günther Jauch auf die Studie aufmerksam. (Bild: Lidl)

Um die Vorteile dieses Systems und der PET-Flasche allgemein an die Verbraucherinnen und Verbraucher zu tragen, hat Lidl beim Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse nun vorliegen – und die von Lidl mit einer groß angelegten Marketingkampagne mit dem deutschen Star-Moderator Günther Jauch als Zugpferd kommuniziert werden. Besonders im Fokus des Papiers steht der Vergleich mit dem in Deutschland ebenfalls weit verbreiteten Mehrwegsystemen sowohl für Mehrweg-PET- als auch für Mehrweg-Glasflaschen. Hier kommt die Studie zu einem klaren Ergebnis.

26 vermiedene Lkw-Fahrten

So überzeugt die Einweg-PET-Flasche neben ihren Qualitäten im Bereich Produktschutz auch beim CO2-Fußabdruck. Durch den Einsatz von wiederaufbereitetem PET (rPET) und das geringe Gewicht fällt bei Produktion und Transport der Kreislaufflasche etwa 20 Prozent weniger CO2 an als bei vergleichbaren PET-Mehrwegflaschen. Im Vergleich zu einer 0,7-Liter-Glasmehrwegflasche sind es sogar beinahe 50 Prozent.

Dazu kommen die Transportemissionen nach Gebrauch. So könne ein herkömmlicher Lkw immer nur an die 15.000 Mehrwegflaschen transportieren, ob nun voll zum Handel oder leer zum Abfüller. Sind die Einweg-PET-Flaschen jedoch erst einmal gepresst, passen laut Studie an die 400.000 davon auf einen Lkw. Bei jedem Rücktransport werden so etwa 26 Lkw-Fahrten vermieden.

Wie übertragbar ist das System?

Die Studie bleibt jedoch nicht ohne Kritik. Von Seiten der NGO Deutsche Umwelthilfe wird etwa bemängelt, dass in der Studie das spezifische „Lidl-Plastik“ nicht mit den Werten eines spezifischen Mehrweg-Abfüllers, sondern den Markendurchschnittsdaten vergleiche. So vergleiche man nach Ansicht von DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz Äpfel mit Birnen. Zudem würde die Studie verschweigen, dass bei jedem Recyclingvorgang zwei bis fünf Prozent Materialschwund anfalle, der aus anderen Quellen ersetzt werden muss.

„Um das beim Recycling verloren gegangene Material wieder aufzufüllen, bedient sich Lidl bei anderen Marktakteuren und bezieht von ihnen alte Einweg-Plastikflaschen. Diese Unternehmen müssen das Material dadurch anderweitig ersetzen. In der Regel greifen sie dazu auf fossil basiertes Neuplastik zurück. Der angebliche 100-Prozent-Recyclingkreislauf von Lidl wird so zur Farce“, so Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft. Tatsächlich haben die Autorinnen und Autoren der Studie selbst darauf hingewiesen, dass der Lidl-Ansatz nicht ohne weiteres auf die gesamte Getränkebranche und andere Unternehmen übertragen werden könne.

An der Effizienz des etablierten Systems ändert dies jedoch nichts. Und auch nicht daran, dass die Schwarz Gruppe mit diesem Kreislauf eine Vorreiterrolle einnehmen könnte. Denn während in Deutschland der Vergleich mit einem Mehrwegsystem noch sinnvoll ist, müsste ein solches anderswo erst einmal nachhaltig eingeführt werden. PET-Flaschen hingegen gehören zu den weltweit am weitesten verbreiteten Getränkeverpackungen. Wenn sich andere Inverkehrbringer die Kreislaufflasche zum Vorbild nehmen, wäre schon viel geschafft.