Gut gewählt oder selbst geklebt

Eine Weinflasche ist immer ein gutes Geschenk: Ob als Mitbringsel zur Partyeinladung oder als Präsent für Freunde, Familie, Geschäftspartner oder Kollegen: Ein Wein ist unverbindlich und gleichzeitig persönlich. Doch Geschmäcker gibt es viele und nicht weniger Auswahl.

Wer den Wein nicht kennt und nicht kosten kann, muss sich auf das Etikett verlassen. Es ist die Visitenkarte des Unternehmens beziehungsweise des Weinguts. Harmoniert es mit dem Gesamtauftritt der Marke und wird dadurch Teil der selbigen, steigt der Wiedererkennungswert und die Kundenbindung verstärkt sich.

Deshalb setzten viele Weinanbieter mittlerweile für ihre Kollektionen ein einheitliches Etikettendesign ein – so wird auf einen Blick deutlich, dass die Weine zusammengehören, selbst, wenn es unterschiedliche Variationen sind. Ganz ähnlich wird vorgegangen, wenn der Auftritt einer Marke modernisiert werden soll. Meist bleiben die Grundelemente des Designs erhalten und die Gestaltung wird lediglich dem Zeitgeist angepasst; zum Beispiel durch leichte Typo-Veränderungen, mehr Weiß im Etikett oder durch die Verwendung von Naturpapier. Konträr dazu setzen Weinanbieter jedoch bei Spezialweinen wie Marken- oder Jahreszeitenweinen, neuen Cuvées oder Besonderheiten wie Naturweinen ganz gezielt auf ein auffallend anderes Auftreten.

Eigentlich ist ein Etikett simpel gesagt nur ein Hinweisschild mit Informationen zum Produkt. Doch, was auf Brust-, Bauch- und Rückenetikett zu sehen ist, sagt viel mehr aus über den Wein als manchmal auf den ersten Blick zu erkennen ist.

Um Persönlichkeit und den Handmade Charakter zu unterstreichen, werden häufig auf der Rückseite Fotos des Kellermeisters oder der Kellermeisterin abgedruckt. Eine ähnliche Absicht transportiert ein Etikett, das wie handsigniert aussieht. Die Botschaft lautet auch hier: Bei unseren Weinen steht der Winzer oder Kellermeister in persona für die Qualität des Weins.

Dass Weine möglichst ausreichend Zeit zum Reifen haben sollen, sagt das Etikett des Weinguts Peter Schweiger aus. Auf ihm ist neben einem Kompass, der für die Verbundenheit zur Region steht, eine Uhr zu sehen. Der Zeiger steht auf vier Uhr, denn frühestens im April kommen die Weine des vergangenen Jahres auf den Markt.

Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Weinetiketten in den letzten zehn Jahren einer Schlankheitskur unterzogen haben.  Mit meist schlichten Elementen kommen sie deutlich edler und klarer daher. Zusatzinformationen werden meist auf der Rückseite abgedruckt; die Vorderseite steht für die Marke und die Identität des Weinguts. Bioweinzertifikate oder Weinprädikate, die früher prominenter zu sehen waren, machen immer häufiger Namen, Logo oder Anbaugebiet Platz.

Einem anderen Trend folgen Weinetiketten mit hippen und humorvollen Wortspielereien mit manchmal durchaus provokativen Ansätzen. Ob ein Wein mit dem Namen „Unser täglich Brot“ oder dem Abdruck eines Stinkefingers in einem katholischen Dorf gut ankommt, scheint bei der Kreation weniger eine Rolle gespielt zu haben. Stattdessen rutscht hierbei eine hippe, junge Zielgruppe in den Fokus. ‚Scheu ..., aber geil’ (auf die Bezeichnung der Scheurebe zurückzuführen) ‚Freundschaftsspiel’ oder ‚Pornfelder’ – eine Mischung aus Portugieser und Dornfelder – sind Namen, die die jungen Wilden ansprechen und mit dem angestaubten Image einer sehr traditionsbewussten Branche aufräumen sollen. Für einige Weingüter scheint das der rechte Weg zu sein. Sie sehen, dass sich die Modernisierung des Auftritts auf den Absatz positiv auswirkt und, dass Marketing und Verpackung an Bedeutung gewonnen haben. 

Wer mit der Etikettenauswahl im Weinregal dennoch nicht die richtige Botschaft findet, kann sein Lieblingsetikett ganz einfach drucken lassen. Onlineshops und Grafikagenturen bieten mittlerweile diverse vorgestaltete Weinaufkleber für unterschiedliche Anlässe an. Zu Weihnachten wird zum Beispiel mit ‚Merry Drunk I’m Christmas’ angestoßen, zum Valentinstag ist man ‚Drunk with Love’ und zwischendurch heißt es mitunter ‚I’m on a wine diet, I already lost three days’. Wer es noch spezieller haben möchte, kann komplette individuell gestaltete Weinetiketten bekommen – zum Beispiel zur Hochzeit oder einem Jubiläum.