GETRÄNKEVERPACKUNGEN: MEHR KLARHEIT BEI MEHRWEG UND EINWEG

Was haben die Schweiz, Barbados und die Fidschi-Inseln gemeinsam? Manch einem mögen da Begriffe wie versteckte Konten, Steuerparadiese oder Panama Papers in den Sinn kommen. In der Tat aber verbinden diese Staaten mit 23 weiteren Ländern gesetzlich vorgeschriebene Pfandsysteme. Auffällig ist, dass darunter knapp ein Viertel kleinere Inselstaaten sind, denn sie sind besonders von achtlos weggeworfenem Müll betroffen.

Entscheidend für ein gut funktionierendes Wiederverwertungssystem ist neben dem geeigneten Material der Getränkeverpackungen und der notwendigen Infrastruktur auch das Verhalten der Verbraucher. Denn sie müssen die Getränkedosen, -kartons und -flaschen richtig entsorgen beziehungsweise zum Händler zurückbringen. Dafür braucht es eine eindeutige Kennzeichnung. Doch wie heißt es so schön, andere Länder, andere Sitten. Und so kommt es, dass nicht nur in jedem Land die Regelungen über die Rückgabebedingungen unterschiedlich geregelt, sondern auch die Kennzeichnungen individuell ausfallen.

Als eines der Vorreiter wird in Bezug auf Wiederverwertungsquoten immer wieder Deutschland genannt. Doch auch hier herrscht immer noch Verwirrung seitens der Verbraucher. Es war einmal ganz eindeutig geregelt: Pfand gab es nur für Mehrweg-Getränkeverpackungen. Eingeführt hatte es in Deutschland, wen mag es wundern, der Getränkegigant Coca-Cola schon im Jahr 1929. Anders als beim Einwegpfand ist Mehrwegpfand ein freiwilliges System der Getränkehersteller. Nach der Rückgabe werden die Glas- oder PET-Flaschen gereinigt und neu befüllt. Dies kann bei Glasflaschen rund 50 Mal gemacht werden – im Durchschnitt bleibt sie damit sieben Jahre im Umlauf. Kunststoffflaschen schaffen mindestens 15 Umläufe. Beschädigte Verpackungen werden aussortiert und recycelt.

Erkennbar ist eine Mehrwegverpackung in der Regel an dem Aufdruck ‚Mehrweg’ oder Mehrweg-Pfandflasche auf dem Etikett beziehungsweise an genutzten Mehrwegsymbolen wie dem blauen Engel des Bundesumweltamtes oder dem Mehrwert-Logo. Doch eine einheitliche Kennzeichnung existiert nicht. 

Oftmals hinterlassen mehrfach genutzte Flaschen auch erkennbare Markierungen. So entstehen durch die Reibung der Flaschen in den Abfüllbetrieben sogenannte Umlaufspuren – umso öfter die Flasche befüllt wird, umso deutlicher die Spur. Bei PET-Mehrwegflaschen sind außerdem manchmal kleine Dreiecke unter dem Etikett zu finden. Sie zeigen an, wie viele Umläufe die Flasche bereits gemacht hat.

Seit 2003 gilt in Deutschland die Pfandpflicht für Einwegverpackungen von Getränken. Grundlage dafür ist die 1991 eingeführte Verpackungsverordnung. Sie bestimmt, ob ein in „ökologisch nachteilige Einwegverpackungen abgefülltes Getränk unter die Pfandpflicht fällt.“ Seit 2006 gilt die Pfandregelung für sämtliche Verpackungen von Bier, Biermischgetränken, Mineral- und Tafelwässern, Erfrischungsgetränken in Dosen und Einwegflaschen aus Kunststoff und Glas. Gekennzeichnet sind Einwegpfandartikel in Deutschland mit dem DPG-Kennzeichen.

Damit die zwei parallel existierenden Pfandregelungen Mehrweg und Einweg vom Verbraucher zukünftig besser auseinandergehalten werden können, braucht es mehr Transparenz.

Dafür soll ein neues Verpackungsgesetz sorgen. Neben mehr Durchblick für die Bürger soll durch die Gesetzesüberarbeitung auch die Recyclingquote von Verpackungsabfällen erhöht werden. So wird ab 2019 die Pfandpflicht auf Frucht- und Gemüsenektare mit Kohlensäure sowie Milch-Mischgetränke wie beispielsweise Energydrinks mit Molkeanteil ausgeweitet.

Damit Verbraucher sich bewusst für Einweg oder Mehrweg entscheiden können, wird zudem eine zusätzliche Kennzeichnung am Regal verpflichtend. Deutlich erkennbar sollen neben dem Preis die Worte Einweg und Mehrweg auf das jeweilige Getränkesystem hinweisen.

In einer freiwilligen Initiative haben sich zahlreiche Unternehmen aus Getränkeindustrie und Handel schon im Jahr 2016 zusammengeschlossen und sich verpflichtet, die zusätzlichen Informationen ‚Einweg’, ‚Pfand’ und die Pfandhöhe von 0,25 Euro bereits vor dem 01.01.2019 zu verwenden.