Im Jahr 2014 verließen mehr als 80.000 Tonnen Lebkuchen, Printen, Honigkuchen & Co. die Werke der deutschen Süßwarenhersteller. Und wie jedes Jahr halten die Leckereien ab Anfang September im großen Stil Einzug in unsere Supermärkte – offiziell als Herbstgebäck. Denn hierzulande startet der Verkauf von Weihnachtsgebäck erst mit dem Beginn der Adventszeit.
Bis dahin kleiden sich Spekulatius, Zimtsterne und Vanillekipferl in fröhlichem Herbstgewand. Statt Weihnachtsmann, Sternen und Schneelandschaften locken Herbstmotive mit rotbraunen Blättern die Kunden an und lassen ihnen nach gefühlten neun Monaten Entbehrung die Spucke im Mund zusammenlaufen. Jedoch zu Unrecht, denn – entgegen landläufiger Meinung – werden Printen & Co. das ganze Jahr hindurch angeboten und das nicht nur in den Lebkuchenhochburgen Aachen und Nürnberg, sondern deutschlandweit.
Mit Beginn der Adventszeit wird aus dem Herbst- ganz offiziell Weihnachtsgebäck. Erst dann werden Schokoladen-Nikoläuse angeboten und süßer Tannenbaum-Schmuck in Silberpapier. Neben Verpackungsmotiven mit Glocken und Schlitten verändern einige Süßwarenhersteller auch die Anteile an Nüssen, Mandeln und Ölsamen für ihre Lebkuchen. Die Nachfrage ist groß: Der Backwarengigant Bahlsen hat allein im Jahr 2014 insgesamt 7.100 Tonnen an Herbst- und Weihnachtsgebäck verkauft. Und auch für andere Süßwarenhersteller gelten die Herbstmonate neben der Hauptweihnachtszeit als umsatzstärkste Zeit im Jahr.
Auch die Verpackungsindustrie profitiert von der vorweihnachtlichen Lust auf Gebäck und stellt sich bereits ab Juni auf die steigende Produktion von saisonalen Verpackungen für Herbst- und Weihnachtsgebäck ein. Bei ‚Multi Packaging Solutions’ in Stockheim durchlaufen in einer Stunde bis zu 7.000 Verpackungen aus riesigen Kartonbögen die Maschinen; im Jahr produziert der Verpackungshersteller rund 900 Millionen Süßigkeitenverpackungen. Von einfach bedruckt bis hin zu edler Prägung oder Glanzlack – die Druckplatten und Stanzwerkzeuge werden nach speziellen Entwürfen angefertigt und die Verpackungen entsprechend produziert.
Neben recyclingfähigen Materialien sind flexible Maschinen für schnelle Produktwechsel gefragt: Innerhalb von Minuten wird aus dem Nikolaus ein Joghurtbecher. Zudem darf der Inhalt keinen Temperaturschwankungen unterliegen, Gerüche und Farben nicht annehmen. Dass Schokolade zu Weihnachten in der Regel teurer ist als im Sommer, liegt auch am erhöhten Anspruch an Design, Personal, Transport und Lagerung sowie notwendigen Umrüstungen der Produktionsanlagen. Und wer glaubt, dass Weihnachten vor der Tür steht, irrt, denn in der Verpackungsfabrik laufen jetzt schon wieder Osterhasen über die Laufbänder.