In vielen Nationen und Sprachen wird über eine gendergerechte Sprache diskutiert und gestritten. Was darf man sagen, ohne, dass sich einzelne diskriminiert fühlen? Angestoßen durch solche Diskussionen lösen sich in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen die starren Geschlechtergrenzen und -stereotypen zunehmend auf. Bemerkbar macht sich dies auch im Produkt- und Verpackungsdesign sowie bei Verkaufsstrategien.
Als einer der ersten im deutsch-österreichischen Getränkemarkt hat sich das österreichische Familienunternehmen Almdudler entschieden, gendergerechte Sprache mit Gendersternchen in ihrem Verpackungsdesign anzuwenden. Almdudler*in steht nun auf 200.000 Stück der limitierten Diversity Edition der 0,35L Mehrweg-Formflasche. Damit ändert der Kräuterlimonadenhersteller nach über 60 Jahren seinen traditionellen Markenauftritt und sorgt für Aufmerksamkeit. "Wir wollen mit der Verwendung des Gendersternchens und der Endung ‚-in‘ auf geschlechtergerechte Schreibweise aufmerksam machen, die neben männlichen und weiblichen auch weitere Geschlechtsidentitäten typografisch sichtbar macht und miteinbezieht“, erklärt Almdudler Geschäftsführer Gerhard Schilling den neuen Schriftzug.
Die Glasflaschen von Almdudler werden im Siebdruckverfahren bedruckt und bleiben so bis zu 30 Jahre im Umlauf. Die genderechten Flaschen werden also nicht nur für mehr Bewusstsein, Aufmerksamkeit und Tischgespräche sorgen, sondern könnten darüber hinaus durchaus Raritätswert erlangen.
Almdudler*in für gendergerechte Erfrischung. Foto: Almdudler
GENDERSTERNCHEN, -UNTERSTRICH, -GAP ODER -DOPPELPUNKT
Nicht alle sind begeistert von dem Trend zur gendergerechten Sprache. Die Vielfalt der Möglichkeiten in der Anwendung im Alltag ist komplex und teilweise holprig: Genutzt werden in Deutschland Gendersternchen, Genderunterstrich beziehungsweise Gendergap oder der Genderdoppelpunkt. Die ehemalige Moderatorin der Tagesthemen Anne Will spricht sich für die Verwendung der neuen gendergerechten Sprachform aus und verwendet sie konsequent in ihrer Talkshow. Andere wie Markus Lanz nehmen Abstand und bleiben beim sogenannten generischen Maskulinum. Eine Vorschrift gibt es nicht und so macht es aktuell jeder, wie er mag.
Eine Infratest-Dimap-Umfrage im Auftrag der "Welt am Sonntag" von über tausend Menschen im Mai 2020 hat ergeben, dass die Mehrheit der Deutschen (56 Prozent) nicht viel von Gendersternchen & Co. in journalistischen und literarischen Texten hält. Davon lehnen 52 Prozent der Frauen die gendergerechte Sprache in dieser Form ab. Nur ein gutes Drittel ist ganz oder eher dafür.
Der Begriff Gendersternchen hat es zwar im Jahr 2020 in das deutsche Regelwerk für korrekte Sprache – den deutschen Duden – geschafft. Dennoch rät die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ausdrücklich von der Verwendung des Gendersternchens ab. Es sei weder konform mit den Regeln der deutschen Grammatik noch mit denen der Rechtschreibung. Ihr Votum lautet: Geschlechtergerechte Texte sollten verständlich, lesbar und vorlesbar sein. Bei dem Almdudler*in Aufdruck sollte das sicherlich keine Schwierigkeit darstellen.