Stabil und innovativ mit Luft und Papier

Do It Yourself (DIY) liegt voll im Trend. Ob Mann oder Frau – basteln und selber schreinern ist angesagt. Zahlreiche Internetportale geben Anleitung und Inspiration für selbstgemachte Lieblingsteile. Ob Likör aus eigener Herstellung, liebevoll entworfene Kinderkleidung oder das maßgeschneiderten Traumbett – was vor einigen Jahrzehnten noch notwendige Selbstverständlichkeit war, hat nun das Image von Coolness & Nachhaltigkeit.

Auf diesen Zug will jetzt auch der japanische Spielkonsolenhersteller Nintendo aufspringen. Wer gerne spielt, bastelt auch gern, dachten sich sicherlich die Entwickler der Spielereihe Nintendo Lab. Für die Spielekonsole Switch kann man sich ab April dieses Jahres die Spielgeräte nämlich selbst zusammenbasteln – aus Wellpappe.

Zur Einführung plant der Konzern, der 1977 mit der ersten Nintendo-Konsole in Japan auf den Markt kam, zwei Pakete. Das ‚Robo-Kit’ ist ein Bausatz für eine Form von Roboter-Anzug, mit dem das Spiel auf dem Monitor gesteuert werden kann. Mit dem ‚Variety Kit’ entstehen Haus, Angelrute, Klavier, Motorrad oder ein ferngesteuertes Auto aus Karton. Nach dem Zusammenbau steckt der Spieler den Switch-Controller einfach in die Bausätze und schon beginnt der Spielspaß. Doch einfach nur Pappe wäre zu kurz gedacht. Vibrations- und Bewegungssensoren sowie Infrarotkameras machen die DIY-Konstruktion zum Hightech-Pappgerät.

Der Verpackungsklassiker Wellpappe kann aber noch weitaus mehr. Auf die stabilen Wellen-Papier-Konstruktionen verlassen sich mittlerweile auch Möbelhersteller, die hochwertige und ansprechende Betten, Regale oder Lampenschirme aus ihr herstellen. Denn der Packstoff verbindet gleichzeitig ökonomische und ökologische Vorteile. Die Produktion ist kostengünstig; beim Transport punktet das Material durch seine Leichtigkeit. Dank des hohen Anteils an Altpapier und der fast 100-prozentigen Wiederverwertbarkeit gilt Wellpappe in unterschiedlichen Industrien als ein vorbildliches Kreislaufprodukt.

Hinter dem leichten Verpackungsmaterial steckt ein aufwendiger Hightech-Prozess. Um tonnenschwere Packgüter mit ihm zu transportieren und zuverlässig vor Beschädigung zu schützen, werden verschiedene Papierbahnen, sogenannte Wellen- und Deckenpapiere, in einer oder mehreren Lagen sorgfältig verklebt. Moderne Anlagen sind heutzutage in der Lage pro Minute bis zu 400 Laufmeter der ein-, zwei- oder dreiwelligen Wellpappen herzustellen.

Beim Produktionsprozess geht es heiß her: Dafür wird das Rohpapier, welches in der Regel zu rund 75 Prozent auf Altpapierbasis hergestellt wird, zunächst befeuchtet und dann erhitzt, um es formbar und elastisch zu machen. Im Anschluss bekommt es unter Druck- und Hitzeeinwirkung dank zahnradartiger ineinandergreifender Riffelwalzen seine charakteristische Wellenform. Dadurch entsteht ähnlich wie in der Architektur von Rundbögen eine hohe Tragkraft. Zudem bringt die Luft-Papier-Kombination eine enorme Polsterfunktion mit sich. Wie bei einem Airbag werden dadurch Belastungen durch Stöße und Stürze absorbiert.

Beliebt ist Wellpappe auch im Marketing. Denn Wellpappenverpackungen können ideal zur Kommunikation von Werbung und Verbraucherinformationen genutzt werden. Im Flexo- oder Offsetdruck erhalten sie ihre Farbe; zudem lässt sich die Oberfläche mithilfe von besonderen Folien veredeln. So können auffällige 3-D-Effekte und Prägungen wie auch Speziallacke oder Hologramme am Point of Sale (POS) für Aufmerksamkeit sorgen. Ein passender Duft in der Bedruckung oder sprechende Soundchips sprechen gleich mehrere Sinne der Kunden an. Dies scheint die Markenloyalität zu stärken, ergab eine Verbraucherbefragung in 13 Ländern. Demnach ist die Aufmerksamkeit des Kunden umso größer, umso mehr Sinne angesprochen werden. Bei der Ansprache über mehrere Sinne, liegt die Markenloyalität bei 60 Prozent. Wird nur ein Sinneseindruck angesteuert, liegt selbige bei unter 30 Prozent.