Bag-in-Box Wein: praktisch und nachhaltig

Für ein sommerliches Picknick oder eine Gartenparty sind Bag-in-Box-Weine besonders praktisch. Sie wiegen weniger als Glasflaschen, können nicht zerbrechen und jederzeit wieder verschlossen werden. Seit der Reform der EU-Weinmarktordnung im August 2009 dürfen auch Premium-Rebsortenweine in Kartons abgefüllt werden. Doch das sogenannte „BiB-Format“ konnte sich international noch nicht überall durchsetzen. Erst langsam erfährt die Spezialverpackung weltweit die Anerkennung, die sie in skandinavischen Ländern bereits von Beginn an genießt. Zielgruppe sind nicht nur Millennials, die neben BiB ebenso offen für neuartie Verpackungsformate wie etwa Dosenwein sind. Die Boxweine sind auch bei älteren Weingenießern beliebt und ein beliebtes Mitbringsel bei Partys. Selbst Weinkenner gestehen ihrem Inhalt den vollen Geschmackserhalt zu. Bag-in-Box-Weine können nicht korken, und strenge Lebensmittelverordnungen schließen negative Wechselwirkungen vom Kunststoff auf Geschmack oder Gesundheit aus.

Bei einer Bag-in-Box-Verpackung wird ein mit Flüssigkeit befüllter Kunststoffschlauch in einen stabilen Karton aus Wellkarton platziert. An dem Schlauch ist wiederum ein Zapfhahn befestigt, der von außen bedient werden kann und eine individuell bestimmbare Abnahmemenge des Getränkes erlaubt. Die Schläuche bestehen in der Regel aus Folienverbundmaterial wie Polyethylen und Aluminium. Beim Entleeren ziehen sie sich zusammen und verhindern so den Kontakt mit Sauerstoff. Die klassischen Bag-in-Boxen kommen im rechteckigen Karton; es gibt aber auch Zylinderformen - sogenannte „Bag-in-Tubes“. In den Verkauf kommen sie in der Regel mit Fassungsvermögen zwischen drei und zehn Litern.

Dass sich Bag-in-Box-Weine bislang unter anderem auch in Deutschland noch nicht haben durchsetzen können, liegt nicht an ihrer Gesamtbilanz: Die Getränkeverpackungen vereinen in jedweder Hinsicht fast ausschließlich Vorteile. Sie sind günstig in der Produktion und beim Versand, leicht an Gewicht und praktisch zu lagern, recyclefähig bzw. wiederverwendbar, und der Inhalt bleibt auch nach Anbruch noch lange frisch. Gegenüber Flaschenwein soll das Geschmackserlebnis identisch sein. Allerdings:  Einen einzigen negativen Aspekt weist das System auf. Selbst eine jahrelange Lagerung des ungeöffneten Weines im Keller erlaubt keine weitere Reifung. Hervorragend geeignet zum sofortigen Verzehr, doch Sammler sollten besser auf traditionelle Glasflaschen für ihre Lieblingsweine zurückgreifen.

Die Beliebtheit von Bag-In-Box-Weinen ist international unterschiedlich verteilt. Nur zwei Prozent machte weltweit der Anteil von Bag-in-Box-Weinen am Welthandel im Jahr 2018 aus. Nach Volumen betrachtet, waren es vier Prozent. 

Besonders in Nordamerika erfreuen sich Boxweine wachsender Beliebtheit. Hier stieg der Umsatz in nur einem Jahr um 8,5 Prozent. Fast jeder fünfte Liter Wein, der in den USA verkauft wird, war vor 2015  in Kartons verpackt, zumeist in Drei-Liter-Boxen. Mit umgerechnet vier bis fünf US-Dollar pro 750 Milliliter ist der Wein in der Box gegenüber einer Flasche mit gleichem Volumen um fast die Hälfte günstiger.

Einen gewaltigen Sprung machte der Umsatz von BiB-Weinen auch online bei Amazon UK. Der Onlinehändler verzeichnete zwischen 2016 und 2017 ein Wachstum dieses Segments von gigantischen 212 Prozent. 

Aktuell zählt Deutschland neben Frankreich, Italien, Südafrika und Australien zu den größten Exporteuren von Bag-in-Box-Weinen. Weinkonsumenten hierzulande stehen der praktischen und nachhaltigen Verpackung allerdings noch immer skeptisch gegenüber. Ebenso wie in Südafrika, haftet der auch als „Tütenwein“ betitelten Weinkategorie noch das negative Stigma des Billigweines an.  

Während sich also Verbraucher in den USA und Großbritannien erst langsam dem BiB-Weintrend anschließen, sind die Weinboxen in Australien, Neuseeland und Skandinavien schon lange populär. Inzwischen kommen über 60 Prozent der dort verkauften Weine in Zwei- oder Drei-Liter-Boxen auf den Markt. Entgegen weitläufiger Ansicht liegt dies nicht an den vielen Bootsfahrten und Picknicks, bei denen auf schwere Flaschen verzichtet wird. Vielmehr hat sich die norwegische Regierung im Zuge einer Nachhaltigkeitsstrategie für die Verpackungsoption ausgesprochen, für die Verbraucher ist es zudem eine preiswerte Variante. Durchschnittlich zwölf US-Dollar kostet in Schweden, Norwegen oder Finnland eine Flasche Wein, in den USA demgegenüber weniger als neun US-Dollar. 

Auf sämtliche Jahrgangsweine der nordischen Weinmärkte wird seit dem 1. Januar 2017 eine Verpackungsgebühr erhoben. Hierbei ist das Gewicht der Verpackung ausschlaggebend. Übersteigt eine 750-ml-Glasflasche ein Gewicht von 420 Gramm, wird sie besonders hoch besteuert. Durch niedrigere Abgaben für geringeres Verpackungsgewicht sollen Anreize für nachhaltige Verpackungsoptionen wie Bag-in-Box geschaffen werden.